Da hängt ein Familienvater im Urlaub ne vorher tiefgekühlt Forelle
aus dem Supermarkt an die Angel um seine Kinder zu beeindrucken und ein zufällig
vorbeikommender Passant zeigt ihn wegen Wildfischerei an. Mich erinnerte diese
Geschichte daran, dass ich mal das Papier von einem alternativen Käseladen
aufgehoben habe um dann beim Besuch meiner ernährungsbewussten Bekannten den Aldikäse
darin eingewickelt zu präsentieren, da ich mich meiner Armut schämte. Angezeigt
hat mich niemand, doch die Scham ob so eines feigen Schwachsinnes hat mich noch
eine Weile belastet. Allerdings lernte ich daraus auch: Die Vortäuschung falscher
Tatsachen, die Erweckung eines Anscheins, hat in Folge einen genauso langen
Rattenschwanz an energiefressenden Stress wie die Lügerei. Unterm Strich ist es
einfacher, die Dinge, hier den Käse, direkt in der Originalverpackung auf den
Tisch zu legen. Die innere Energiebilanz ist dann einfach besser.
31.5.12
19.5.12
Gestern den ganzen Tag in Frankfurt. Überall Polizei in
Massen. Zugenagelte Geschäfte – vor allem die, die keine Preisschilder in den
Auslagen benötigen – und verrammelte Banken und Sparkassen. Dazu in der
Innenstadt, da viele den Brückentag und das einigermaßen gute Wetter nutzten,
viele Menschen aus dem Umland und Touristengruppen auf der Zeil. Demonstranten
gab es auch. In kleineren Gruppen, da, sobald sie sich als Gruppe definieren
ließen, immer gleich aufgelöst wurde. Gefallen haben mir die musikalischen
Einlagen mitten auf der Zeil – da war Zeit zum Plaudern mit den Unbedarften und
Neugierigen. Erstaunlich fand ich dieses Nebeneinander von eifrigem Konsum und
Protest. Noch erstaunter war ich über die Uninformiertheit der meisten kurz
inne haltenden Zuschauer, aber auch über die zum Teil auffällige
Sprachlosigkeiten der Aktivisten bei wohlwollendem Nachfragen durch die
ersteren. Wir leben in einer überinformierten Gesellschaft, in der kaum einer
etwas wirklich weiß und dieses Wissen adäquat weiter geben/vermitteln kann. So erschien
es mir zumindest. In meinen Gesprächen traf ich, gerade bei älteren Menschen,
auf viel Wohlwollen, aber auch auf Hoffnungslosigkeit und Ohnmachtshaltungen. Und
viele fragten nach Flugblättern, Informationsschriften, Handzettel. Gab es aber
so gar nix. Ist das mittlerweile auch verboten, oder gehen die Aktivisten davon
aus, dass jeder twittert oder sich sonst wie im Internet informiert? Das wäre
allerdings eine dämliche Annahme. Was ist der Sinn einer Demonstration im
öffentlichen Raum? Meinung und Haltung kundtun, aber auch die bisher
Uninformierten über diese Meinung/Haltung verständlich zu informieren. Die Leute
da abholen, wo sie sich befinden – geschah so gar nicht. Irgendwie kreiselte
man etwas sehr um sich.
Das war es, unterm Strich, was mich traurig zurück ließ an
diesem Tag -> Den meisten Menschen in der Innenstadt ging das Anliegen der Demonstranten
irgendwie am Arsch vorbei, sie hatten gar keine Ahnung, um was es eigentlich
geht und eine Vermittlung, bei den Interessierten und Wohlwollenden, fand nicht statt.
Gefallen hat mir, die Freude und Freundlichkeit der
überwiegend jungen Protestler.
Etwas anderes, was mir beim Sitzen und Beobachten ins Auge stolperte:
Die sichtbare Schere zwischen Reich und Arm ist nirgends visuell so greifbar
wie auf der Zeil in Frankfurt. Ich habe zum Beispiel in all den Jahren noch nie so viele Menschen
gesehen, die Flaschen sammeln, Papierkörbe durchwühlen – darunter auffällig
viele, denen man Armut oder Obdachlosigkeit eigentlich auf den ersten Blick so
gar nicht ansieht.
Die Polizei? Ja, die war halt da. Einige freundlich; einige
sich fragend, was sie hier eigentlich sollen; einige wie geifernde Hunde, die
endlich von der Kette gelassen werden wollten. Manche, mit denen ich sprach,
konnten mir auch nicht erklären, um was es bei blockupy inhaltlich eigentlich
gehe. Irgendwas gegen Banken und Reiche, oder so. Jesses.
Verlierst
den Job, Dein Geld, Dein Haus und Deine Frau
Ersäufst
Dein Leid in Bier und Schnaps und glotzt TV
Kannst
Deinen Blick im Spiegel nicht ertragen
Doch
niemals würdest Aufstehen Du Dich wagen
Frisst
lieber Dreck, machst Dich ganz klein
Bleibst
still und leise und daheim
Machst
Schweigen Dir zum Himmelsboten
Denn
Demos, die sind ja verboten
Braver
Bürger, liebes Kind
Besorg
Dir schon nen Sarg geschwind
Dein
Leben rauscht an Dir vorbei
Du
bist ganz Vieles, nur nicht frei
Privatissimo fiel mir noch etwas auf, schlug sich mir quasi
unübersehbar ins Gemüt: Ich bin körperlich alles andere als fit und diese
Rumlauferei strengte mich überraschend mehr an, als ich erwartete. Deshalb kann
ich heute an der Demo nicht teilnehmen. Frau Müller, sie sollten, auch aus
poltischen Gründen und in Verantwortung für sich und andere, endlich mal etwas
für ihre Kondition tun. Verdammicht.
17.5.12
Kennt Ihr die Geschichte mit dem Hammer?
Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat er die Eile nur vorgeschützt, und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. - Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er "Guten Tag" sagen kann, schreit ihn unser Mann an: "Behalten Sie Ihren Hammer".
(aus P. Watzlawick: Anleitung zum unglücklich sein.)
Daran muss ich denken, wenn ich diesen Artikel ( http://www.fr-online.de/blockupy-frankfurt/blockupy-proteste-die-gelaehmte-stadt,15402798,15603126.html ) lese ... Jesses ... da werden eigene Ängste, Vorannahmen, Vermutungen, Projektionen auf das fantasierte Gegenüber übetrtragen und aus all diesem Gemisch werden dann eventuelle zukünftige Szenarien zur Grundlage von eigenem Handeln gemacht. ... ... ... Im normalen Alltag würde ich zu einer Therapie raten *allerliebstlächelnd
Das Alberne daran ist ja, dass die jetzt für fünf Tage alles das machen (Straßen sperren, Straßenbahnen umleiten, U-Bahnhöfe lahmlegen) was sie eigentlich mit den Demonstrationsverboten verhindern wollten.
Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat er die Eile nur vorgeschützt, und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. - Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er "Guten Tag" sagen kann, schreit ihn unser Mann an: "Behalten Sie Ihren Hammer".
(aus P. Watzlawick: Anleitung zum unglücklich sein.)
Daran muss ich denken, wenn ich diesen Artikel ( http://www.fr-online.de/blockupy-frankfurt/blockupy-proteste-die-gelaehmte-stadt,15402798,15603126.html ) lese ... Jesses ... da werden eigene Ängste, Vorannahmen, Vermutungen, Projektionen auf das fantasierte Gegenüber übetrtragen und aus all diesem Gemisch werden dann eventuelle zukünftige Szenarien zur Grundlage von eigenem Handeln gemacht. ... ... ... Im normalen Alltag würde ich zu einer Therapie raten *allerliebstlächelnd
Das Alberne daran ist ja, dass die jetzt für fünf Tage alles das machen (Straßen sperren, Straßenbahnen umleiten, U-Bahnhöfe lahmlegen) was sie eigentlich mit den Demonstrationsverboten verhindern wollten.
Wenn ich abwägen muss zwischen zwei Rechtsgütern "Recht
auf unversehrtes Eigentum" und "Das Recht auf Demonstrations- und
Versammlungsfreiheit" dann ist das keine einfache Entscheidung und es
müssen viele Faktoren berücksichtigt werden, die weit über eventuell
möglicherweise eingeschlagene Scheiben hinaus gehen. Ich würde mich in diesem Falle
für das Grundrecht auf "Demonstrations- und Versammlungsfreiheit"
berufen und mit den Menschen, die für die friedliche Nutzung dieses Rechtes
eintreten ein Bündnis schließen und gemeinsam dafür sorgen, dass es zu keiner
Gewalt kommt. Anstatt eines Misstrauensvorschusses, würde ich mit einem
Vertrauensvorschuss arbeiten - weil langfristig ist das viel nachhaltiger für
eine Demokratie.
Mir wird immer wieder mal vorgeworfen, ich würde nur
Gebrauchsliteratur/Texte schreiben. Ja klar, warum sollte ich denn sonst
schreiben? Ich habe immer meine Ursprungsfamilie im Kopp, wenn ich
tippe. Einfache, klare Leute, die kaum lesen und schreiben konnten, aber ihr (Über)
Leben wunderbar pragmatisch auf die Reihe bekommen haben. An die denke ich beim
Schreiben und versuche komplizierte Dinge aus dem Bauch heraus so zu
formulieren, dass sie es verstehen würden. Ist so ein Tick von mir. Meine Texte sollen vom Leser/der Leserin gebraucht werden. Zum freuen, nachdenken, sich aufregen, zum sich wohl fühlen und sich drin wieder finden.
Es macht mich traurig und wütend. Das Verbot sämtlicher Veranstaltungen in Frankfurt ist eine Machtdemonstration ohnegleichen und ich würde es ja verstehen, wenn da Hunderttausende auf der Straße stehen würden. Doch so verstehe ich es einfach nicht. Was wird denn hier geschützt und verteidigt? Vor wem denn? .... Oh, hat man da etwa Angst, die nachfolgende Generation fängt an selbst zu denken? Will man den Zorn der jungen Leute am Besten gleich im Keim ersticken, damit da nichts wächst und gedeiht was nach gelebter Demokratie riecht? So züchtet man Ohnmachtsgefühle und verschärft die soziale Kälte im Land. Jesses, das ist ein komisches Lehrstück im Abbau von Bürgerrechten. Merkt Ihr eigentlich, was hier passiert und was für einen Rattenschwanz das nach sich ziehen wird? Es wird nicht das erste Verbot von Meinungskundgebungen bleiben. Staat und Ordnungskräfte sind nicht in der Lage Fußballspiele von Gewalt frei zu halten, können nicht Mord und Todschlag aus der rechten Szene verhindern oder aufklären - aber eine halbe Stadt mal präventiv lahmlegen, Tanzen und friedliches Demonstrieren verbieten, das können sie. Das ist doch alles völliger Irrsinn mit Methode.
4.5.12
"Morgen will RTL mit DSDS Kids neue Quotenrekorde brechen." Ich nenne so etwas Missbrauch von Abhängigen und einen Bruch der Kinderrechtskonvention. Wo sind denn alle die Kinderschützer, die immer so schön laut sich aufplustern, wenn es um die Kinder der anderen geht? ... ... Ne, die sitzen net wirklich morgen Abend vorm Fernseher. ... ... Oder doch? ... ... ... Ne! ... ... ... ...Oder?
Diese verdammten Scheinheiligkeiten gehen mir sowas von gegen den Strich. Wenn ich mich z.B. im Fb in den wie Pilze aus dem Boden schießenden Kinderschützergruppen so umschaue, dann stelle ich fest, dass ich von Tonfall, Sprachgebrauch und Inhalten selten auf eine differenziert reflektierte Haltung der Kommentierenden schließen könnte. Die Schreier nach Tod und Lynchmord dort erwecken in mir einen Grusel, wenn ich mir die in Bezug auf Umgangston und Konfliktfähigkeiten und so etwas in Bezug auf ihre eigenen Kinder vorstelle. Und die da so rum gröhlen, ja die sitzen morgen Abend bestimmt vor der Kiste. Boah, ist das widerlich!
Zur Erinnerung:Die wesentlichen Kinderrechte, kann ja jeder mal für sich entscheiden, gegen welche Rechte so eine Veranstaltung letztendlich verstößt: http://de.wikipedia.org/wiki/Kinderrechtskonvention
Diese verdammten Scheinheiligkeiten gehen mir sowas von gegen den Strich. Wenn ich mich z.B. im Fb in den wie Pilze aus dem Boden schießenden Kinderschützergruppen so umschaue, dann stelle ich fest, dass ich von Tonfall, Sprachgebrauch und Inhalten selten auf eine differenziert reflektierte Haltung der Kommentierenden schließen könnte. Die Schreier nach Tod und Lynchmord dort erwecken in mir einen Grusel, wenn ich mir die in Bezug auf Umgangston und Konfliktfähigkeiten und so etwas in Bezug auf ihre eigenen Kinder vorstelle. Und die da so rum gröhlen, ja die sitzen morgen Abend bestimmt vor der Kiste. Boah, ist das widerlich!
Zur Erinnerung:Die wesentlichen Kinderrechte, kann ja jeder mal für sich entscheiden, gegen welche Rechte so eine Veranstaltung letztendlich verstößt: http://de.wikipedia.org/wiki/Kinderrechtskonvention
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