„Jeder Mensch hat das
Recht zwischen einer Vielfalt von gleichwertigen Lebens- und Beziehungsmodellen
frei und eigenverantwortlich für sich wählen zu können. Aus dieser Wahl dürfen
weder ihm noch einem anderen Menschen gravierende psychische, soziale,
gesellschaftliche, wirtschaftliche oder sonstige Vor- oder Nachteile
entstehen."
Du darfst keine Freundin haben, die auch BDSMerin ist und
ganz locker zu dieser Freundschaft stehen? Weil diese Freundin spricht ganz
offen und selbstverständlich auch über diesen kleinen Teil ihrer
Persönlichkeit. Öffentlich! Jesses. Was ist mit lesbisch, vorbestraft, Drogen
abhängig, arm, schwarz, Moslem, schizophren, Kommunistin, etc., etc...? Gibt es
da irgendwo ne Liste? Sind das Zuschreibungen, die per se ansteckend sind und
du wirst dann automatisch auch dazu? Wo willst du da eine Grenze ziehen bzw.
von irgendjemand für dich ziehen lassen?
Was hat meine Lebensweise und Weltsicht mit deiner beruflichen
Reputation zu tun? Einfaches Beispiel: Kirchendogma: Keine Scheidung. Lässt der
Pfarrer sich scheiden, fliegt er raus aus Amt und Würde. Das wusste er vorher
und zu diesem Dogma hat er sich bekannt, als er diesen Job angenommen hat. Das
mag man verstehen oder auch net, das ist seine Entscheidung. Aber er fliegt
doch net raus, weil sein Bruder oder sein Freund sich haben scheiden lassen.
Freundschaft heißt doch net, dass du automatisch alles was dein Freund/deine
Freundin lebt, denkt, gut heißt, auch leben, denken, gut heißen tust. So
bekloppt können net mal Verbands-Psychoanalytiker in ihrer Argumentation sein. Und
sollten sie es doch sein, dann sagt es ne Menge über sie aus und über ihr
Menschenbild und net über dich und mich.
Man hat mich verleugnet und verschwiegen weil ich ein
uneheliches Kind war, weil ich aus der Unterschicht gekommen bin, dann weil ich
Feministin, Kommunistin und dann, weil ich mit einem Ausländer verheiratet war.
Und jetzt willst du mich in einer virtuellen Freundesliste verstecken, weil ich
mich offen zu dem Recht auf freie Wahl der eigenen Sexualität bekenne und
darüber schreibe. Ne, oder?!
Was würde denn im schlimmsten Falle geschehen? Deine Umwelt
würfe dir vor, dass du mit Frau Müller befreundet seiest? Und deshalb die
Möglichkeit bestünde, dass du genauso tickst wie sie? Ähm, ne gute Möglichkeit Position
zu beziehen und festzustellen, dass es um dich geht und net um Frau Müller
(s.o.) Aber klar, Position beziehen trägt immer auch das Risiko in sich, dass
man dann eben auch mit Nachteilen dafür „bestraft“ werden könnte. Fällt unter
die Rubrik Zivilcourage und vielen sau schwer.
Etwas tun, weil vielleicht in Zukunft die Möglichkeit
bestünde, dass man dadurch Nachteile haben könnte, obwohl man an und für sich
die Begründungszusammenhänge der Benachteiligung nicht richtig findet, das
nenne ich auch vorauseilenden Gehorsam
aus opportunistischen Gründen. Und vielleicht sollte man da in der
Ausbildungsanalyse mal hingucken. Oh, ne, geht ja net. Dann müsste man ja
vielleicht auch über BDSM reden, zumindest den bei der Frau Müller. Und darüber
spricht man ja nicht, weil ein Psychoanalytiker darf ja kein BDSMler sein und,
nach deiner Ansicht anscheinend, auch keine freundschaftlichen Beziehungen zu
ebensolchen haben. Das ist sowas von gaga und ein saublöder Kreis, in dem du
dich da begeben hast. Du. Nicht ich.
Ich bin zu alt für so einen Scheiß.