24.12.15

Mag ich nicht. Der Bundespräsident Gauck hat mich mit seinem Satz "Wir haben gezeigt, was in uns steckt" in seiner Weihnachtsansprache mal wieder verärgert. Wen er bloß mit dem „wir“ meint? Also, ich habe nicht gesehen, dass er mal irgendwo aktiv zugepackt hätte. Weder an Stränden, noch an Bahnhöfen, noch in Zeltlagern, noch auf den Strecken, noch an den Grenzübergangen sah ich einen Herrn Gauck in Regen, Wind und Dreck seine vorgeblich menschenfreundlichen Hände tatkräftig sich beschmutzen. Zugepackt haben da ganz andere. Es ärgert mich, wenn sich da (wieder einmal) einer mit einem lockerflockig hingeschmetterten „wir“ Lorbeerkränze um den Hals hängt, die da ganz bestimmt nicht hingehören.  Bäh. 

11.12.15

Wenn du mich mit Beleidigungen überschüttest, mich bestiehlst, betrügst, mir mit Gewaltsprüchen kommst oder gar mir gegenüber gewalttätig wirst, dann wehre ich mich und zeige dich an. Immer.

Deine Nationalität, deine Hautfarbe, dein Geschlecht, dein Glauben, deine sexuellen Neigungen, deine politischen Haltungen, deine Bildung, dein Einkommen, deine Herkunft, ob du deine Socken links oder rechts gedreht in die Waschmaschine stopfst und ob du wunderschön singst im Badezimmer, deine kaputte Kindheit und dein Seelenschmerz, all das und noch viel mehr interessieren mich da einen Scheiß.

So einfach ist das. 

10.12.15

„Sie hören doch als Therapeutin, zumal als Sexualtherapeutin, bestimmt eine Menge sehr privater Dinge. Erzählen Sie uns doch bitte heute einfach mal etwas sehr Intimes von sich, Frau Müller.“

„Ach? Das habe ich in meinen Büchern vor einigen Jahren doch schon getan. Intimer geht ja wohl nun nicht. Das langt für die nächsten drei Leben!“ *allerliebstlächelnd.

„Nun, vielleicht etwas Aktuelles?“

„Na gut. Am Ende des Duschvorganges haue ich immer schon den Kaltwasserknopf übergangslos auf eiskalt. Früher habe ich das geräuschlos hingenommen. Seit einiger Zeit kreische ich dabei wie ein pubertierendes  Mädchen, wenn der Wolf so unvermutet aus dem Gebüsch auf sie zuspringt. … Das ist wohl das Alter.“
  

„Ähm. Nun. Ja. Danke.“

9.12.15

Wie furchtbar muss es sein, wenn man trotzdem gehen muss um sein (Über)Leben irgendwie zu retten. Eine ganze Weile dachte ich, es würde helfen, wenn man doch die Gewissheit hätte, dass man seine Wurzeln in sich trage. Ja, es hilft. Sicher. Aber es bleibt doch immer dieser Rest, dieser verflixte kleine Rest, der sich sehnt, so sehr sehnt nach den altbekannten Düften, den vertrauten Plätzen und Winkeln und dem Singsang der eigenen Sprache in beiläufigen Plaudereien. Und auch wenn es all dies, durch die Zeit zerlegt, real so gar nicht mehr wiederzufinden gäbe, so bliebe doch dieser leise Schmerz ein lebenslanger Begleiter. Ja, ich kann das verstehen. Es macht mich traurig. Eine Lösung fand ich bisher nicht. 

8.12.15

Da es bei Tschador, Burka, etc. ja vor allem darum gehe die Frauen vor dem unbändigen Trieb der Männer und deren bitte nicht anzuregende Fantasie durch weibliche Reize und somit vor allem um den Schutz der Frauen gehe, wäre es doch innerhalb dieser Logik viel logischer, anstatt die Frauen zu verschleiern den Männern Keuschheitsgürtel und Fäustlinge anzuziehen, oder?

7.12.15

Lehrstück eben beim Einkaufen im Supermarkt, Kurzfassung:

Zwei Damen streiten sich:

Junge Dame: „Sie haben mich an der Kasse geschubst. Und als ich sagte, Sie sollen aufhören, wollten Sie mich schlagen! Ich habe es genau bemerkt!“
Ältere Dame: „Ich komme aus Afghanistan. Mein Mann hat gute Arbeit. Meine Kinder, sie studieren. Ich gute Frau! Ich nicht schlagen!“
Junge Dame: „Was erzählen Sie mir da für einen Scheiß! Das interessiert mich nicht! Was interessiert mich, was ihr Mann macht oder ihre Kinder? Sie haben mich geschubst!“
Die ältere Dame versucht es nochmal und erzählt aufgeregt, was genau ihr Mann arbeitet und was ihre Kinder studieren. Für die junge Dame und die Zuschauer kommt sie damit jedoch einfach nicht auf den eigentlichen Punkt. Und irgendwie wirkt sie dadurch schuldig. So als würde sie drum herum reden und/oder ausweichen.

Das ist ein gutes Beispiel für misslungene interkulturelle Kommunikation. In vielen Kulturen, und ich kenne es z.B. aus dem Iran und aus Afghanistan, gehört es bei einem Streitgespräch, vor allem in der Öffentlichkeit, zu einem unbedingten Muss und zum guten Ton, dass man zuerst recht ausführlich erklärt, wer man ist, welchen gesellschaftlichen Status man hat. Für die eigene Reputation einer Frau ist da die Stellung von Mann und Kindern ein wichtiger, ja gar der wichtigste Baustein. Damit wird die eigene Integrität und Glaubwürdigkeit nach außen festgestellt. Erst danach spricht man über den eigentlichen Gegenstand des Streites.
Das hat mich oft zur Weißglut gebracht (der Vater meiner Kinder brachte es fertig, als die GEZ vor der Tür stand, immer wieder das Argument vorzubringen, dass sein Sohn Ringer in der Nationalmannschaft sei  – die kamen nicht wirklich in ihrem Gespräch auf einen grünen Zweig, weil beide sich missverstanden fühlten ;-) ). Aber, mal abgesehen von den verquerten gesellschaftlichen Implikationen in Bezug auf die Rolle der Frau, habe ich feststellen können, dass der Aggressionspegel schlichtweg sinkt, wenn man sich erstmal über die Familien unterhält.


Ein gutes Beispiel auch dafür, dass in einer Einwanderungsgesellschaft eben nicht nur die Zuwanderer, sondern auch die heimische Bevölkerung Integrationskurse benötigt, am besten gemeinsame. Dann funktioniert es vielleicht besser mit dem gegenseitigen Verständnis und der Kommunikation. 

4.12.15

Am 04.12.1975 starb Hannah Arendt. Eine Große.

„Es war ja auch zu schrecklich, was beim Jerusalemer Eichmann-Prozeß herauskam: Da stand keine kalt berechnende Bestie in Menschengestalt im schußsicheren Glaskasten, sondern ein Hanswurst.“


Dieser Satz hat mich damals als junge Frau an der Uni sehr erschüttert. Das Böse konnte, ja durfte nicht banal sein. Es musste groß, hässlich, entmenschlicht sein. Die Täter abseits jedweder Menschlichkeit. Nur so erschien mir das Unsägliche überhaupt ertragbar. Und dann kam dieses Weib und schleuderte mich mitten hinein in ein Gedankengebäude, das in späteren Jahren in der Frage gipfelte: Unter welchen Umständen könntest auch du zur Täterin werden? Nix war mehr einfach, nix war mehr mit hier Gut, dort Böse. Leichten, eindimensionalen Antworten war der Weg ein für alle Mal verbaut. Der Verstand kreischte und es blieben ihm doch nur das Denken, Hinterfragen, Zerlegen und Durchkauen jedweder noch so wohltuenden einfachen Kausalität. Ich habe sie gehasst für ihre Gedanken und den unbequemen Rattenschwanz, den diese in mir ausgelöst hatten. Und ich bin ihr dankbar. 
Dem Menschen, dessen Haut zerfetzt, dessen Körper zerrissen wurde, ist es scheißegal vom wem aus welchem Grunde die Bombe abgeworfen wurde.
Zuerst waren es Märchen und dann folgten schon recht früh Science Fiktion und Fantasy Literatur. All diese Geschichten lehrten dem kindlichen/jugendlichen Gemüte: Egal ob du ein Pfannkuchen, ein kleiner Junge, ein hässliches Entlein, ein Einhorn, ein glupschäugiges Tentakelwesen, ein Roboter, ein Drachentöter, ein Raumschiffpilot, eine Prinzessin, eine Lokomotive, ein Drache, eine Königin, ein Monster, eine buntbestrumpfte Heldin, ein sternfangendes armes Hascherl oder ein Stäubchen im weiten Weltall bist: Dein Schmerz, deine Freude, deine Traurigkeit, dein Mut, deine Treue, deine Einsamkeit, dein Verlust, deine Hoffnung, deine Angst, deine Beharrlichkeit, dein Suchen nach Liebe, Freundschaft, Glück, deine ganze Gefühlswelt von A bis Z machen sich nicht fest an den Äußerlichkeiten, der Herkunft, deinem Status oder sonstigem Quatsch. Sie gleichen sich. So fing es wohl an mit meinem unverbrüchlichen Wohlwollen für alle Menschen und alle Kreaturen. Jetzt bin ich fast sechzig Jahre alt und es hat sich nichts daran geändert. Also kommt mir nicht damit, dass ich irgendjemanden nicht mögen oder gar hassen sollte nur weil er irgendwie anders ist als ich. Ne, tut mir leid, dafür bin ich nicht geschaffen. Dafür ist keinen Raum in mir, denn dort tummeln sich immer noch die verrücktesten Wesen aus meiner Kinder- und Jugendzeit in vergnüglich stiller Eintracht. Und das ist gut so.  


3.12.15

In Syrien tummeln sich nun Assads Truppen, diverse syrische Rebellen, der IS, die Russen, Amerikaner, die Türkei, die Kurden, Turkmenen, der Irak, der Iran, Saudi Arabien, Schiiten und Sunniten, Franzosen, Briten … hab ich wen/was vergessen? Bestimmt. Ach ja, die Deutschen wollen da jetzt auch noch mitmischen. Für was? Für wen? Mit welchen Zielsetzungen? Blicken die da überhaupt noch wer da mit wem und gegen wen und wofür? Manchmal denke ich, das ist lediglich der abstruse Abenteuerspielplatz für WaffenHerstellerHändler und ausgerastete Militärfreaks. So einfach ist es natürlich nicht, ich weiß. Aber egal, würde ich da wohnen und mir gingen die nebulös verquasten Zielvorstellungen all dieser Spielteilnehmer am Arsch vorbei, dann würde ich auch zusehen, dass ich von da so schnell wie möglich weg käme. 

26.11.15

„Frau Müller, Sie haben in den letzten Jahrzehnten immer wieder mal  geschrieben „Das Leben ist schön!“. Würden Sie das heute, angesichts der aktuellen politischen Lage weltweit und im eigenen Lande,  immer noch sagen?“

„Ja natürlich sage, denke und fühle ich das heute noch genauso. Gerade heute. Ich habe nie behauptet, dass das Leben an sich in und auf dieser Welt ein ausschließlich kuscheliges sei. Schmerz, Leid, Enttäuschungen, Verluste, Unsägliches – jeder Mensch wird damit im Laufe seines Lebens in der einen oder anderen Weise konfrontiert. Und lernt, so oder so, damit umzugehen. Das Leben nicht zu feiern und wunderschön zu finden wäre Verrat an all den Menschen, die sich trotz all dem Mist, der Not, dem Unrecht, dem Elend immer wieder voller Hoffnung dagegen auflehnen, weiter machen, tanzen und singen und lieben, die Tag für Tag aufs Neue um ihre eigene Menschlichkeit ringen, um dann wieder und wieder dem Nächsten über alle Grenzen, allen Vorurteile, allem „Das macht man nicht, das darf man doch nicht!“ hinweg einfach die Hand zu reichen. Und diese Menschen gibt es ja. In jedem Land, an jedem Ort, zu jeder Zeit in dieser bekloppten Welt gibt es sie. Und es sind nicht wenige. Ganz im Gegenteil.“

„Na ja, das klingt jetzt aber sehr optimistisch. Überall lesen und hören wir von Mord und Todschlag, von Korruption, von Ausbeutung, von Kriegen, von Umweltzerstörungen und vielem mehr. Sind Sie nicht ein wenig blauäugig mit Ihrer Haltung, Frau Müller?“


„Klar, wir lesen darüber und hören davon. Jeden Tag. Die Meldungen überschlagen sich. Eine reißerischer als die andere. Und ja, all das gibt es. Viel zu viel davon und viele stecken mittendrin. Und? Dann geh ich raus und schau mich um in der realen Welt. Und dann sehe ich, wenn ich es denn will, in all dem Dreck immer und überall auch den einzelnen Menschen, der ohne groß nachzudenken, einem anderen Menschen hilft, beisteht, begleitet für eine Weile. Der teilt und abgibt ohne aufzurechnen. Der Zeit verbringt mit Tun und Machen, ohne an den materiellen Lohn auch nur einen Gedanken zu verschwenden. Der nicht protzt damit und sich nicht dafür ins Rampenlicht drängelt. Der einfach nur macht. Aus dem Bauch heraus. Einfach so. Weil es sich gut und richtig für ihn anfühlt. Und ich sehe diesen Menschen und seine Herkunft, seine politische Haltung, seine Religion sind mir in diesen Augenblicken sowas von völlig egal und unwichtig. Es gab und gibt sie überall. Ich meine wirklich überall. Das hat mich das Leben nämlich in den letzten Jahrzehnten gelernt. Und deshalb sage ich auch in diesen Zeiten, trotz und gerade und erst recht: Das Leben ist schön. Punkt.“

19.11.15

„Hat Frau Müller eine Idee, wie man die IS zu normalen Menschen umfunktioniert?“


„Die kann man nicht umdrehen. Psychopathen kann man nicht therapieren. Aber man kann sie kalt stellen. Wenn man denn wirklich will. Dreht ihnen den Geldhahn ab, kauft nicht ihr Öl, liefert ihnen keine Waffen, keine Nahrungsmittel, betreibt überhaupt keinen Handel mit ihnen. Ächtet sie überall auf der Welt und durch alle Staaten. Und durch alle Religionsgemeinschaften. Alle. Und nehmt die Mitglieder, die ihr kennt, und die jeweiligen Staatsschützer kennen so viele von ihnen, und steckt sie ins Gefängnis. Und die V-Leute gleich dazu. Oh, wieso kann man die festnehmen, die haben ja noch keinen umgebracht? Ne, aber man kann sie festsetzen wegen Volksverhetzung, Bildung einer terroristischen Vereinigung, wegen illegalen Waffenhandel/besitz und meinetwegen auch wegen Steuervergehen oder sonst was. Wenn man wollte könnte man sie zum Schutz und zum Selbstschutz festnehmen. Wenn man denn wollte, könnte man dies alles schon seit langer Zeit tun.“
Oh, eine neue Headline: „Der oder jener Terrorist ist tot!“. Hurra. Am besten noch mit Bilder von der Leiche. Oder gar mit Selfies von denjenigen, die ihn getötet haben. Hurra! Hurra! Ganz bekannt. Ganz widerlich. Egal von welcher Seite und für welche der gerade angesagten Wahrheiten von irgendwem auf der Welt. Mir wird schlecht. Genauso schlecht wird mir, wenn ich Kriegsdokumentationen anschaue. Ich bin dann gar nicht in der Lage, die Verstümmelten, die Toten, die Verletzten, die Traumatisieren, die an den Waffen, den Maschinen, denn Drohnen-Bildschirmen irgendeiner richtigen oder falschen, einer guten oder bösen Seite zuzuordnen. Mir ist nur schlecht. Und ich weine um sie alle. Und in meinem Kopf krabbeln kleine,  lachende Kinder herum. Kinder, die freundlich sind, offen, neugierig, so voller Vertrauen. Was muss man ihnen angetan haben und was tut man ihnen noch an, so dass nun aus ihnen Schlächter und Geschlachtete wurden. Es ist so unsäglich unfassbar. Und ich sehe da kein auch nur irgendwie sich selbst rechtfertigendes Recht oder Unrecht. Ich sehe nur Ströme von Blut und Leid und Elend. Ich will das nicht. Ich will das einfach nicht. Weder aus diesem, noch aus jenem Grunde, weder in meinem Namen, noch im Namen irgendeines Guten Zieles, noch im Namen irgendeines imaginären Menschengottes.  Ich will es nicht. 
All den Pupser, die mir jetzt seit Tagen ihr dröhnendes "Wir sind im Krieg!" um die Uhren knallen, würde ich gerne eine Woche all inclusive in einem der aktuellen Kriegsgebiete spendieren.

18.11.15

Ja, wir sind sehr gerne gute Menschen und wenn es uns mal nicht ganz gelingen sollte, weil das Leben uns ermüdet oder der Irrsinn der Welt uns beutelt, dann halten wir inne, holen tief Luft und unterstützen uns gegenseitig. Dann machen wir uns wieder auf den Weg. Ein guter Mensch zu sein - das ist der einzige Sinn des Lebens. Denn es bedeutet glücklich zu sein trotz all dem Elend und dem Dreck. Und das lehren wir unsere Kinder. Und ja, das macht manchen Menschen eine unsägliche Angst. So viel Angst, dass sie um sich beißen müssen und ihre eigene Menschlichkeit schreddern. Das tut mir leid. Doch damit hat es sich. Kein Fußbreit für Rassisten, Kriegstreiber und Menschenverachter. Punkt

8.11.15

Mein verstorbener Großvater hätte heute Geburtstag. Er fehlt mir immer noch. Ich habe so viel gelernt durch ihn. Er hat mich ermutigt, meine Träume umzusetzen und niemals ein „das-kann-ich-nicht“ oder ein „das-darf-man-doch-nicht“ akzeptiert. Trotzdem war er kein „perfekter“ Mensch. Er hat mich auch verletzt und mich als Kind immer mal wieder im Stich gelassen. Manches kann ich bis heute nicht verstehen, manches hat sich mir im Laufe meines Lebens verständnisvoll erschlossen. Unterm Strich bleibt: Er hat sein Bestes gegeben, auch in beschissenen Zeiten. Dafür bin ich ihm dankbar, unendlich dankbar.

1.11.15

Da steht der junge, leicht nervöse Kerl in voller Montur, mit dem Finger am Abzug seiner Machinenpistole, neben dir und du entscheidest dich spontan, frei und geheim, deinen Stimmzettel in die richtige Tonne zu schmeißen. Türkeiwahl. *andenkoppklatsch
Und wenn mein Verständnis für dich dann irgendwann aufgebraucht ist, bleiben da immer noch meine Achtsamkeit und unsere Würde. Nicht verhandelbar.

30.10.15

„Frau Müller, Sie appellieren wirklich an die Menschlichkeit der Menschen, die durch ihre Habsucht und Gier doch die Fluchtursachen erst geschaffen haben? Sie sind schon ein wenig naiv, oder?“

„Na ja, aber, es könnte doch sein, dass …“


„Nein, Frau Müller, da war nichts sein, da ist nichts, und da wird auch niemals etwas sein können. Denen, die an Krieg und Ausbeutung verdienen, gut verdienen, denen gehen diese Menschenleben schlichtweg am Arsch vorbei. Meinen Sie, das macht für einen von denen einen Unterschied, ob der Mann, die Frau, das Kind elendig ertrinkt, oder von einem Maschinengewehr geschreddert oder von einer Bombe zerrissen wird oder sich unter abscheulichen Bedingungen zu Tode schuftet? Das ist denen egal. Das sind Kollateralschäden, Abfälle, Späne, Restmüll. Sie verstehen nicht, dass die Gewinnler und Abkassierer und ihre Handlanger da gar keine menschlichen Subjekte wahrnehmen, nie wahrgenommen haben. Das sind, wenn überhaupt nur ein Gedanke dran verschwendet wird, maximal Arbeitskräfte, Konsumenten, Wähler, Kanonenfutter, Zahlen auf den Papieren, frei verfügbare Objekte fürs eigene Geschäft und den eigenen Machterhalt. Mehr nicht. Das ist das, was Sie und viele andere mit einem gänzlich anderen Menschen- und Weltbild einfach nicht verstehen wollen. Sie bewegen sich in zwei völlig unterschiedlichen Universen. Da gibt es keine Schnittstellen. Gar keine.

„Ich weigere mich, ich weigere mich schlichtweg, das so zu sehen. Ich weigere mich!“

„Das können Sie gerne tun. Es ändert jedoch nichts.“


„Sie sind ein Arsch. Sie sind so ein verdammter Arsch!“


26.10.15

Sobald wir ein Geschehen als Problem definieren, konservieren wir es in diesem Augenblick in diesem Zustand. Wir nehmen ihm damit jedwede eigene Dynamik und behindern all seine Möglichkeiten die schon in ihm angelegten Lösungen gebärend frei zu entfalten.

16.10.15

So, erste Woche fast rum an der Uni. Manche (Wunsch)Vorstellungen erwiesen sich als zu sehr geprägt von Erinnerungen, andere und neue Eindrücke waren bereichernd. Erste, sehr persönliche Erkenntnisse: 1. Sich in einem vollgestopften, kleinen Hörsaal ohne Fenster, aber mit gleicher, für sehr untergewichtige Personen konzipierter Bestuhlung, wie zu meiner Zeit (vielleicht klebt mein Kaugummi noch unterm Tisch?) althergebrachte Erkenntnisse über das vorgeblich neue Konzept der Einheit von Körper, Geist und Seele, jetzt mit einem englischen Begriff „Embodiment“ versehen, anzutun, ist nicht mein Ding. 2. Die Begeisterung, das ErfahrungsWissen und der Elan älterer Menschen in anderen Seminaren sind erquickend für meine Seele. 3. Das Essen in den Mensen ist vielfältiger geworden. 4. Das Bologna Konzept für die Unis ist wirklich so dämlich wie vermutet. 5. Die Fahrerei von Neuberg nach Frankfurt mit den Öffentlichen ist sehr anstrengend und muss deshalb eingeschränkter laufen. Der Geist ist willig, der Körper winkt schwächelnd ab. 6. Trotz aller vorläufiger Kritik meinerseits und dem sanften Zurechtrücken illusionistischer Vorstellungen bleibt nach dieser Woche das Gefühl, an diesem Ort sei doch noch ne Menge an neuen und bereichernden Erfahrungen für mich möglich. Netzwerken ist nun angesagt.  


Ach ja, ich steige von Handtasche doch wieder auf Rucksack um *blinzel  

7.10.15

„Dann siehst du Menschen, mit denen du noch vor ein paar Minuten gesprochen hattest, durch die Luft fliegen. Nichtidentifizierbare Körperteile landen vor deinen Füßen, auf deinen Schultern, auf deinem Kopf. Alles geht so schnell. Da ist ein Schreien, Wimmern, Dröhnen. Die Luft stinkt nach Blut und Tod. Das ist so ein ganz bestimmter Geruch. Er setzt dich in deiner Nase fest. Noch Monate später riechst du ihn. Darauf konnten dich nichts und niemand vorbereiten. Die Bilder, die Geräusche, die Gerüche bekommst du einfach nicht mehr aus deinem Kopf. Da ist so ein inneres Zittern in dir. Immer. Ab diesem Moment.“

„Ja, ich verstehe. Ein wenig. Vielleicht. Darum bist du geflohen.“


„Ähm, nein. Ich bin Bundeswehrsoldat. Afghanistan. Ich kann nicht fliehen. Auch nicht vor diesen Bildern in mir.“  

16.9.15

„Ich finde es total prima, wie du dich in die neue Willkommenskultur einbringst! So mit Plakate malen und Händeschütteln und lachenden Selfies vor dem vollgepackten Auto mit Spenden. Echt Klasse!“

„Frau Müller, so ganz überzeugt freudig begeistert gelöst klingt das irgendwie nicht. Höre ich da im Hintergrund ein zweifelnd misstrauisch leises Grummeln?“

„Das ist nicht leise, das plätschert schon. Bis jetzt ist die Komfortzone des deutschen Bürgers doch noch nicht mal an leicht angestochen worden. Warten wir ab, bis Solidarität wirklich gefordert ist. Wenn es wirklich ums Teilen geht. Wenn es darum geht aus Mitmenschlichkeit, Solidarität und Veränderungswillen das eigene System von Macht und Gier und Bequemlichkeit in Frage zu stellen. Tut mir leid, meine Euphorie hält sich bis jetzt in Grenzen. Es wäre schön, wenn ich mich irren würde.“

14.9.15

„Fünfunddreißig Jahre in der gleichen Firma geschuftet, nebenbei drei Kinder groß gezogen, die Mutter gepflegt bis zum Tod. Der Mann hat sich vor Jahren zwecks Selbstverwirklichung verabschiedet. Die Kinder sind schon lange erwachsen, führen ihr eigenes Leben in anderen Städten und die Firma zieht um in ein Billiglohnland. Perspektiven? Schwierig. Der Körper streikt, die Seele fährt Stillstand. Jetzt sitzt sie schon seit sechs Wochen in der REHA Klinik und weiß nicht aus noch ein. So richtig zugehört hat ihr bis jetzt noch keiner hier. Wenn sie weint, so aus heiterem Himmel heraus, dann bietet man ihr Tabletten an, die sie nicht will, weil die, so sagt sie, ihren Kopf danach zum Dröhnen brächten und ihr die Hände einschliefen.“ …

Nur eine unter den vielen Geschichten, die ich mir an diesem total verregneten Wochenende hier in den stillen Ecken der Klinik angehört habe. Ich kann gar nicht so viel umarmen und festhalten, wie ich eigentlich müsste. Es macht mich traurig. ... ... ... Die Lebensgeschichten der Menschen hier erinnern mich an die Geschichten der Arbeiterliteratur aus den frühen zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. So grundlegend verändert hat sich da irgendwie nichts...


11.9.15

Frei nach José Ortega y Gasset/Arno Gruen: 

„Wir sind alle Schiffbrüchige im Strom des Lebens. 
Aber schiffbrüchig zu sein heißt noch lange nicht zu ertrinken.“

22.8.15

Meine Texte dazu und viele Links zu Hintergrundinformationen findet Ihr seit August 2015 auf meinem Blog:

http://menschenfreundlich.blogspot.de/
„Es gibt nur einen Grund etwas zu verändern: Du hältst es einfach nicht mehr aus.“ Aber ach, manche haben es sich so bequem im eigenen Leiden eingerichtet. Es riecht und schmeckt so heimelig heimisch dort. Dann kann man die Hand, die einem gereicht wird, gar nicht mehr wahrnehmen, denn sie versinkt in den schwammigen Mauern rund um die eigen vermeintliche Komfortzone. Es macht mich für einen Moment traurig, doch Energie, die Mauern aktiv einzureißen, verschwende ich nicht mehr. Ich sende, vielleicht, ab und an Rauchzeichen mit dem Tenor: Ich bin da, wenn du es willst. Mehr nicht.

15.8.15

Es ist einfach nur geil Oma zu sein. KleinMadame kommt etwas früh, aber ihrer individuellen Entwicklung gut angepasst, in die erste Autonomiephase. Ein "Nein" kickt die linke Gehinhälfte von jetzt auf gleich in den Sparmodus und Empörung breitet sich wie eine Flut aus. Drama hoch zehn. Zum Beispiel beim Einkaufen. Kreischen in höchsten Tönen, Tränen und dann die bösen Blicke von Miteinkäuferinnen. Mutter kommt langsam in Hektik. Oh, ich erinnere mich. Ich kenne das. Aber Oma, die Oma kann ganz in ihre Ruhe gehen und mit Gelassenheit der KleinMadame verrückte Dinge zuflüstern: "Oh ja, ich kenne das, wenn auf einmal dieses blöde "Nein" auftaucht und sich dir in den Weg stellt. Diese doofe Welt hat bisher doch immer gemacht, was du wolltest und jetzt auf einmal gibt es da und da und dort das "Nein". Da kann man richtig wütend werden. Und dann muss man schreien, damit die Wut kleiner wird. Und du schreist so schön. Hör mal, die Oma kann überhaupt nicht so toll schreien wie du..." Kicksender Schreiversuch meinerseits. Jetzt gucken mich die Leute an, als sei ich deppert. Aber, ich bin alt, ich darf das. Und Kind ist total erstaunt und Schwupps haben wir ein neues Thema: Wer schreit schöner... laut ... lauter ... leiser ... noch viel leiser. ... Alles wieder gut dann.

10.8.15

Mir bekannte Blogger hören auf gegen Fremdenhass und Rassismus zu bloggen, weil sie und ihre Familien ganz konkret und real von rechten Arschlöchern bedroht werden. Und die Masse schweigt. Die Politiker verpissen sich oder instrumentalisieren die „besorgten BürgerInnen“  zur Erhaltung ihrer eigenen kleinen Pöstchen und Pfründe. Das treibt mich um. Dieses Kapitulieren. Auf der einen Seite kann ich es nachvollziehen, auf der anderen Seite schießen mir tausend Bilder durch den Kopf: Freunde, die im Iran starben; die Kämpfer aus Griechenland; das schweigende Zusehen beim Abschlachten in Ruanda oder in Sarajewo; die Toten in Palästina; damals die Menschen in Chile, heute in Syrien… und, und, und … so viele unterschiedliche Bilder … eine Flut von Menschen, die ich oft persönlich kannte, rast durch meinen Kopf … Menschen, die nicht aufgegeben hatten für ihre Überzeugungen laut und deutlich die Stimme zu erheben … wieder und immer wieder … und die mit ihrem Tod dafür bezahlten. Oh, es ist anmaßend, ich weiß. Ich gehöre zu der Generation, die eigentlich im eigenen Land bei freien Meinungsäußerungen nie mit ihrem Tod, meistens nicht mal mit körperlichen Verletzungen bedroht war. Ja, ich verstehe diese Angst und diesen Rückzug, wenn es um Familie und das eigene Leben geht. Das Leben. Aber, das Leben ist nicht so.  Nicht für die Mehrheit der Menschen auf er Welt. Da gehören Gewalt und Todesängste zum täglichen Brot. Ja, es macht Angst, wenn da so ein durchtrainierter Idiot sich vor einem aufplustert und du siehst in seinen Augen, dass er bereit ist dich zusammen zu schlagen und ihm dein Leben nicht einen Pfifferling wert ist. Ja, das macht Angst. … Aber, das Schweigen, dieses Schweigen aus Angst, das macht mir noch viel mehr Angst. So viel mehr.

Es ist nicht rund in mir. Noch nicht. Aber mein Bauch sagt mir, wider alle Vernunft, aufhören ist falsch. Ganz und gar falsch. 

9.8.15

Meine Unwörter des Tages: „sonst“ und „dann“. Sehr beliebt im Umgang mit Kindern: „Wenn du nicht sofort dies oder das, dann passiert dies oder jenes!“ oder „Du machst jetzt dies oder das, sonst passiert dies oder jenes!“  Aus pädagogischer Sicht die absolute Einbahnstraße, weil keine Einsicht ins verlangte Tun gefördert wird, sondern Angst vor Strafe die Motivation des Tuns sein wird. Aus psychologischer Sicht der Dünger für den pathologischen Gehorsam, die Wurzeln des Autoritären Charakters mit dem ganzen Rattenschwanz dran. Aus physikalischer Sicht unproduktiv, denn Druck erzeugt immer Gegendruck. Aus ganz individueller Sicht eine totale Überforderung mir merken zu müssen, was alles hinter dem „dann“ und „sonst“ folgte und für dessen direkte und konsequente Umsetzung zu sorgen.
Mir spontan einfallende Alternativen: Wenige!, immer wieder (selbst)kritisch überprüfte Regeln, über die, entsprechend dem Entwicklungsstand des Kindes, nicht diskutiert wird, da es zu einer rationalen Einsicht/Umsetzung gar nicht in der Lage wäre. Beispiel: "Die Straße überqueren wir Hand in Hand."
Durch Vorbild und Erzählungen/Geschichten erwünschte Verhaltensweisen interessant machen. Entsprechendes Verhalten, auch die kleinsten Schritte in diese Richtung, toll, klasse, wunderbar finden und das auch kommunizieren.
Sich überlegen, wie  durch eine mitwachsende Anpassung des gemeinsamen Lebensraums auf das kindliche Vermögen und seine Fähigkeiten eine Menge WennDannSonst einfach gar nicht auftreten können.
Sich  immer wieder die Fragen stellen: "Was (und vor allem warum) soll das Kind gerade lernen? Was lernt es jetzt wirklich?" Lernt es gerade eine neue Fähigkeit/wird im Gebrauch einer solchen ermutigt oder lernt es Gehorsam, Unterwerfung, Schuld?
Offen und kreativ die WennDannSonst Sätze einfach aus dem eigenen Sprachgebrauch streichen. Das macht richtig Spaß.

7.8.15

Heute Morgen im Freibad ist mir mal wieder aufgefallen, dass manche Erwachsenen einen Ton und eine Ausdrucksweise ihren Kindern gegenüber drauf haben, die ich mir von niemandem gefallen lassen würde. Schon gar nicht in der Öffentlichkeit. Das ist so verletzend. Und ich stelle mir vor, wenn dies schon der normale Umgangston in einer doch recht entspannten freizeitvergnüglichen Situation ist, wie gehen die dann ab, wenn sie sich richtig ärgern. Das ist gruselig.

6.8.15

Ich liebe Keller. Ich war quasi von Geburt an ein Kellerkind. Im Keller hatte Opa seine Werkstatt und seine Rückzugsbasis. Im Keller wurde die Wäsche von den Frauen gewaschen. Im Keller lagerten die Vorräte für den Winter. Dort stand das Sauerkrautfass und der Apfelwein in der riesigen Korbflasche. Durchgangsstation zum Hinterhof mit Wiese, wo die Laken gebleicht und die Gänseblümchenkränze geflochten wurden. Spielplatz der Kinder im Winter, weil die Wohnungen für die Menge der Familienmitglieder viel zu klein waren... So viele Geschichten habe ich dort unten erzählt bekommen und so viele Abenteuer erlebt. Mein Ort der warmen und wohligen Erinnerungen.

5.8.15

Einige Erfahrungen aus meiner Praxis: Narzissmus hat kein bevorzugtes Geschlecht. Pathologische Narzissten sind Therapie resistent, da sie keinen Leidensdruck in Bezug auf ihr SoSein empfinden. Es geht in Beziehungen mit Narzissten nicht um „Schuld“, obwohl die einseitige Schuldverteilung durch Narzissten zu deren Grundhandwerkszeug gehört. Aus einer Beziehung mit einem Narzissten/einer Narzisstin kommt man nicht ohne Beschädigungen heraus. Labile Persönlichkeiten locken Narzissten an wie das Licht die Motten. Stabile und starke Persönlichkeiten erhöhen jedoch den Jagd- und Einverleibungstrieb des Narzissten. Narzisstische Elternteile untergraben jede Form des Selbstbewusstseins und der Autonomie eines Kindes. Narzissten leiden, aber nicht an sich, sondern an den ihnen angeblich unverschämt zugemuteten Ungerechtigkeiten der Welt, der Gesellschaft, des Partners, der Nachbarn, des Wetters, der Natur und überhaupt. Narzissten sind eben nicht „selbstverliebt“, denn die Liebe zu sich selbst ist ihnen schon ganz früh in ihrem Leben abhandengekommen bzw. haben sie sie nie kennen gelernt. Narzissten sind arme Hascherls, die ganz tief in sich drinnen vor Selbstmitleid, Gefühlsleere, undefinierter Sehnsucht und einem Hunger nach  bedingungsloser Liebe aufgefressen werden. Sie sind sich dessen absolut nicht bewusst und verweigern jedwede Bewusstwerdung. Lieber beißen sie tollwütig um sich. Das macht sie gefährlich und in manchen Fällen tödlich. 

4.8.15

Dein größter Irrtum: Der gesunde Menschenverstand sagt dir, dass du keine Angst vor Überwachung haben musst, denn du tust ja nichts Ungesetzliches. Darum ging und geht es jedoch nie. Es ist nämlich völlig egal, ob das, was du sagst und tust völlig harmlos ist. Denn in dem einen wesentlichen Augenblick liegt die Deutungsgewalt über gut/schlecht, legal/illegal, etc.., nicht in deiner Macht, auch nicht in einer einvernehmlich gemeinschaftlichen Macht, sondern einzig und alleine bei deinem Gegenüber. Da kann das dämlichste Hundebildchen zu einem Fail werden, der dich deine Integrität und Unverletzlichkeit kosten kann. So einfach ist das.

3.8.15

„Das ist eine Mikrowelle. Eine Mikrowelle ist kein Föhn! Bitte keine Katze zum Trocknen hinein setzen! Oder: Das ist ein Gartenschlauch. Drehen Sie den Wasserhahn auf. Schauen Sie jetzt nicht in die Öffnung des Schlauchs.“

„Wie kommen Sie denn jetzt auf so was, Frau Müller?“

„Ach, ich pass mich versuchsweise dem Niveau der braunen Deutschtümler an. Wer meint, dass Familienväter und junge Männer aus Jux und Tollerei ihre Heimat und ihre Familien verlassen, nur weil  bei uns die Luft so gut und es ein paar Euro Taschengeld gibt, der oder diejenige braucht doch artgerechte Hilfe bei allen Fragen des alltäglichen Überlebens.“

„Das ist aber lieb von Ihnen.“

„Ja, ich gebe die Hoffnung nicht auf. Kurze Sätze, klare Anweisungen. Vielleicht wird das dann noch was.“

31.7.15

Am 25.08. gehe ich auf REHA. Das freut und beunruhigt mich gleichzeitig. Dummerle.

29.7.15

Ich habe so ein Glück: Eine Wohnung, fließend warmes und kaltes Wasser, was auch noch trinkbar ist, im Winter eine Heizung. Ich habe freundliche Nachbarn und sehr nette Vermieter. Ich konnte die Schule und die Universität besuchen. Ich arbeite in einem Beruf, der mir Freude und Bereicherung ist. Meine Kinder waren im Kinderladen und haben einen Schulabschluss. Sie konnten frei und ungezwungen aufwachsen und ihren ganz eigenen Lebensweg wählen. Wenn ich in meinem Leben mal nicht arbeiten konnte, dann hat mir die Gemeinschaft über diese Zeit den Lebensunterhalt garantiert. Ich habe weder Krieg noch unmäßige Verwüstungen hier erlebt. Meine Reisen konnte und kann ich frei und spontan organisieren. Ich kann meine Meinung frei äußern, ohne um mein Leben fürchten zu müssen. Wenn ich sparsam bin, kann ich mir jeden Tag Essen und manchen Schnickschnack ab und zu leisten.  Ich kann entscheiden, wie ich mich ernähren will. Ich habe einen Internet Anschluss und kann 24 Stunden mit Menschen aus der ganzen Welt kommunizieren und mich über alles ausführlich informieren. Meine Enkelin lebt bei mir und ich muss keine Angst haben, dass ihr ein Schrecken passiert, wenn sie mit ihrer Mutter das Haus verlässt. Ich kann frei bestimmen, in welcher Form ich meine Beziehungen und Partnerschaften gestalte. Ich wähle meine Kleidung und meinen Stil selbst. Was heute Morgen Recht und Gesetz war, wird es auch heute Abend noch sein.  Wenn ich krank bin oder einen Unfall habe, dann bekomme ich ohne Schwierigkeiten eine ärztliche Betreuung. Ich kann wählen oder nicht wählen gehen. Ich kann mich gegen Ungerechtigkeiten wehren und aktiv einbringen. Ich kann auch vorm Fernseher hocken bleiben. Aus allem entstehen mir kein Schaden und keine Verfolgung. Jeder, der hier lebt,  kann diese Aufzählung sicher mit vielen eigenen Beispielen füllen.

Dafür bin ich dankbar.

Es ist der Zufall meines Geburtsortes, der mir all dies ermöglicht. Doch nicht nur das. Den Preis für all diese Selbstverständlichkeiten zahlen in einer globalisierten Welt tausend und abertausende Menschen, denen es dreckig geht, damit es mir so gut gehen kann. Und weil dies so ist, bin ich froh, wenn ich von meinem Glück etwas abgeben und teilen kann und es dadurch noch vermehren darf. Ich kann diese Welt nicht alleine ändern, aber ich kann sie ganz konkret in meinem persönlichen Umfeld gemeinsam mit anderen Menschen freundlicher und liebevoller gestalten für all diejenigen, die das Glück meiner zufälligen Geburt nicht hatten, und die nun mit all ihren Träumen, Sehnsüchten und Hoffnungen bei uns angekommen sind.

Das kannst du auch.


Es ist ganz einfach. 

27.7.15

„Sie sind ein Naivchen, Frau Müller.“

„Ja ich weiß. Das ist sehr freundlich, manche benutzen in diesen Tage viel schärfer Worte um mich zu beschreiben.“

„Sie können die Welt und die Menschen auf ihr nicht ändern.“

„Ja, das weiß ich schon seit mehr als vierzig Jahren. Also, was soll es?“

„Warum lassen Sie es dann nicht einfach sein?“

„Weil es falsch wäre. Einfach falsch. Ich muss mir in die Augen sehen können, darum geht es. Nur darum.“

„Was treibt Sie bloß so an und um?“

„Es ist diese eine Erfahrung: Da liegt ein Mensch zerschlagen und ausgekotzt im tiefsten Dreck und streckt mir die Hand entgegen. Und ich nehme sie. Seine Geschichte, seine Herkunft, sein Glauben, seine Wahrheiten sind in diesem einzigen kleinen Moment völlig belanglos. Was zählt ist nur, dass da ein Mensch liegt und eine, meine, Hand braucht.“

„Dieser Mensch wird Sie, wenn es ihm später besser geht, vielleicht erschlagen oder tot treten, weil Sie für ihn der Feind sind.“

„Ja, das ist gut möglich. Das ändert aber nichts an der Wahrhaftigkeit dieses einen Momentes. Dieser eine Augenblick macht uns über alle Grenzen und über alles Geblubber hinweg zu dem, was wir eigentlich wirklich und ausschließlich sind: Menschen. Alles andere ist nur aufgesetzt, ein Spiel um Macht und Gier und Dummzeugs.“

„Er wird Sie töten. Auf irgendeine Art und Weise wird er Sie töten.“

„Ja, vielleicht.“

„Sie sind naiv, Frau Müller!“

„Ja. Aber ich werde in den Spiegeln schauen und mir zu lächeln können.“

25.7.15

„Lebe nach deinen eigenen Regeln!“


Immer wieder finde ich diesen plüschigen Rat in allen möglichen und unmöglichen Zusammenhängen. Ich halte ihn für zu kurz gedacht, denn du lebst nicht alleine auf einer Insel, sondern in einer Gemeinschaft mit anderen Menschen. Schau dir genau an, welche Regeln es für das Zusammenleben in dieser Gemeinschaft gibt. Versuche ihren Sinn oder Unsinn in Bezug auf eine friedliche und rücksichtsvoll achtsame Gesellschaft zu reflektieren und entscheide dich dann, welche davon du auch zu deinen Regeln machen willst, und welche nicht. Für die jeweiligen Konsequenzen solltest du Verantwortung übernehmen können. Darüber hinaus gibt es ganz individuelle Regeln, die du dir noch selbst für dein Leben setzen kannst. Darin bist du ganz frei, jedoch nicht nur dir selbst gegenüber verantwortlich (weil du halt nicht auf einer Insel lebst). Überprüfe inwieweit diese, deine ganz eigenen Regeln, mit den Regeln der Gemeinschaft kollidieren oder zusammen passen. Sie passen nicht zusammen, wären aber für die Gemeinschaft vielleicht auch sinnvoll und schädigen niemanden? Dann versuche zu überzeugen, indem du sie vorlebst. Sie passen nicht, denn sie würden dem gemeinsamen Zusammenleben wesentlich schaden? Dann überprüfe/ändere sie, deine Regeln. Alles andere erscheint mir unreflektierter Quatsch, der sich jedoch als Spruch auf dem Sofakissen recht gut und wohlig Gefühle macht.

18.7.15

Da bringt einer Menschen um. Kommt dafür ins Gefängnis und macht dort irgendeine Ausbildung. Dann geht das Geschrei los: „Wieso darf er das? Er hat kein Recht dazu. Er ist ein Mörder. Köpft ihn oder verweigert ihm zumindest jeden Komfort und jedes Privileg.“ Könnt ihr mal alle Luft holen und kurz ein kleines bisschen nachdenken. Versuchen zumindest? Menschenrechte und Menschenwürde werden einem nicht aberkannt nur weil man im Gefängnis (egal aus welchem Grunde) sitzt. Und das ist gut so. Das eine ist deine moralische Empörung, die darfst du haben und in allen tödlichen Phantasien schwelgen bis zum Abwinken. Das andere sind Rechte, die allgemein gültig und verbindlich sein müssen. Auch zu deinem Schutz! Da darf keine moralische Empörung mitmischen, denn diese ist von so vielen subjektiven Faktoren abhängig, dass es keine Möglichkeit gäbe, diese alle verbindlich unter einen Hut zu bringen. Das macht die Rechtsprechung manchmal sehr ungerecht im subjektiven Empfinden, und die Empörung darüber ist oft auch gut, denn dadurch wird aus einer starren Rechtsprechung ein sich im Laufe der Geschichte entfaltender Prozess, der sich immer wieder selbst überprüft und um Allgemeingültigkeit ringt. Das finde ich gut, auch wenn ich manchmal kotzen könnte über all die Abzweigungen und Verstolperungen. Aber ich bleibe dabei: Menschenrechte und Menschenwürde sind unveräußerlich. Punkt.

14.7.15

"Ich werde in den kommenden Tagen nichts mehr zu Griechenland schreiben."

"Warum denn das, Frau Müller?"

"Weil ich mich seit Wochen und Wochen durch so viele Informationen dazu durchquäle um dann unterm Strich doch nur feststellen zu können: Entweder mir werden Zwischen- und Teilinformationen vorenthalten oder ich bin zu deppert um den Gesamtüberblick über Zusammenhänge dritter, vierter, fünfter... xy Ebene herzustellen. Die widersprechen sich doch in der Berichterstattung und in den Kommentaren dazu manchmal drei Mal in einem Satz."

"Na na, so schwierig ist das doch alles nicht, Frau Müller."

"Allereigentlich nicht, wenn ich es mir mit meiner Hausfrauenseele anschaue: 
1. Du gibst Geld aus, dass du eigentlich nicht hast und auch in nächster Zukunft nicht haben wirst - dann biste irgendwann pleite.
2. Du leihst dir Geld, weil du keines hast, obwohl jeder, auch der Geldgeber, weiß, dass du das nie aus eigener Kraft zurückzahlen kannst.
3. Du leihst dir wieder Geld, um Zinsen und Raten für das geliehene Geld zahlen zu können. Am besten noch vom gleichen Geldgeber, obwohl jeder, auch du, weiß, dass du dann niemals wieder die Chance hast, aus diesem Kreislauf heraus zu kommen.
Im jeden kleinen Privathaushalt würde man, schon vor der nächsten Kreditvergabe, in die Privatinsolvenz gehen und während der Wohlverhaltensphase mal eine paar Kurse über solide Haushaltsführung belegen müssen."

"Nun, bei Staaten und zwischen Staaten ist das anders und viiiiiiieeeellll komplizierter, Frau Müller!"

"Eben, sag ich doch. Meinem einfachen Horizont erschließt sich die innere Logik der Abläufe und die geistige Gesundheit aller Beteiligten nicht. Also lass ich es einfach."

8.7.15

Im Laufe meines Lebens habe ich in Wohngemeinschaften, in Studentenwohnheimen, alleine in normalen Wohnungen und einige Jahre im Ausland gewohnt. Oft habe ich bei Auszügen fast alles zurück gelassen und ganz neu angefangen. „Fast“ und das ist sonderbar, denn mitgeschleppt über all die Jahrzehnte habe ich, nachdem ich mich mal in meinem jetzigen Hausstand umgesehen und nachgedacht habe, folgende Gegenstände: Einen gusseisernen Schraubstock, ein ebensolches Zweibein (Schuhmacherwerkzeug), ein altes Fotoalbum, eine Lupe und mein Höckerchen. Seit nunmehr über vierzig Jahre begleiten mich diese Gegenstände. Eine komische Auswahl, oder? Nein, eigentlich nicht, denn alle diese Gegenstände stehen für das „glückliche“ Kind in mir. Mein Großvater war vor dem Krieg gelernter Schuhmacher und nebenbei Uhrmacher. Nach dem Krieg war er Kanalarbeiter, aber in seiner Freizeit hat er für die Nachbarschaft immer noch Schuhe hergestellt, besohlt und Uhren repariert. Ich weiß nicht, wie viele Stunden ich als kleines Kind mit ihm in seiner Werkstatt im Keller verbracht habe. Er hat mir viel beigebracht und er hat mir beim Arbeiten so manche  Geschichten aus seinem Leben erzählt. Auch zu den Fotos im uralten Fotoalbum. Seine Geschichte und die seiner Familie. Und auf dem Höckerchen stand ich morgens neben ihm beim Frühstücken, bevor er zur Arbeit ging. Das sind wohlige Erinnerungen. Es gibt auch andere, mächtig dunklere Bilder. Doch die wohligen, die waren und sind eine unglaubliche Ressource.

4.7.15

"Es ist soooo heiß. Seit drei Tagen ist es nicht zum Aushalten!"  

"Ach? Und jetzt stell dir mal vor, Wasser gäbe es keins, bzw. wäre rationiert. Was würdest du denn dann machen?"

"Ich würde abhauen."

"Ach!"

1.7.15

Bei der Arbeit mit dem "Inneren Kind" liegt der Fokus oft auf dem verletzten (in welcher Form auch immer) Kind. Meine Erfahrung lehrt mich aber, dass sich da in der Regel noch ein Zwilling versteckt: Das fantasievolle, abenteuerlustige, spielfreudige, auf sich und die Welt vertrauende Kind, das seine Umgebung, wenn es denn darf, noch mit einem "magischen" Blick  anschaut und erobert. Wir locken es nicht raus aus seinem Versteck, wir geben ihm keinen Raum zur Entfaltung, wenn wir uns zu sehr oder gar ausschließlich auf das andere Kind konzentrieren. Beide müssen atmen können, beide brauchen unsere Aufmerksamkeiten. Da ist einfach noch mehr drin, liebe Kolleginnen und Kollegen.

30.6.15

Immer mal wieder in Gesprächen. Es wiederholt sich anscheinend gerne:

„Frau Müller, glauben Sie nicht, es sei Ihrer professionellen Reputation sehr abträglich, dass Sie selbst immer mal wieder über Ihre eigenen Widersprüche, Zweifel oder Schattenseiten erzählen?“

„Ach, Sie meinen ich sollte mehr dieser verlogenen Marketingstrategie huldigen, in der ich meinen zukünftigen Klienten in meiner Person vorspielen solle, wie toll ich bin und was ich alles erreicht hätte. Damit diese den Schluss ziehen könnten, das läge an meiner strahlenden Weisheit und meinen eigenen, von mir gelebten, umgesetzten therapeutischen Konzepten? So von wegen: ‚Mir scheint genau die Sonne aus dem Arsch, die du auch gerne bei dir aufgehen sehen würdest?‘ Meinen Sie das?“ 

„Nun, vielleicht mit anderen Worten umschrieben, aber vom Inhalt her meine ich das, ja.“

„Wissen Sie, ich bin keine Maschine und ich bin kein Roboter. Ich bin sehr lebendig menschlich und dies beinhaltet auch, dass ich Widersprüche, Unaufgelöstes und seltsam Verquertes in mir trage, ab und zu umschichte oder abbaue und auch weiter ansammeln werde. Dies zu kommunizieren, aufzuzeigen, plaudernd darüber zu reflektieren, zu Unsicherheiten zu stehen und den Kopf nicht in den Sand zu stecken, genau das macht in meiner Welt Kompetenz aus. Es schafft Vertrauen, weil es zeigt, dass ich keine Wahrheiten horte und nicht in Weisheit gebadet bin, sondern menschlich unperfekt genau wie du und Du und Sie. Die Grundlage meiner gesamten Arbeit.“

„Ja, aber… !“

„Wie machen Sie das, so viel Zeit darauf zu verschwenden einer Perfektion hinterher zu hecheln, die es schlichtweg nicht gibt. Könnten Sie mir das kurz erklären? Ich finde das faszinierend“


(Ab dem Moment nahm das Gespräch einen persönlichen Verlauf, der nicht mehr in die Öffentlichkeit gehört.)

23.6.15

Immer noch am Thema entlang -  Regeln für die Regeln:
- So wenige wie möglich, so viele wie notwendig
- Alle! Beteiligte müssen den Sinn einer Regel verstehen und nachvollziehen können.
- Am besten stellt man die Regeln gemeinsam auf.
- Die Regeln gelten für alle Beteiligten, es sei denn, die Ausnahmen wurden benannt, verstanden und akzeptiert.
- Regeln leben auch durch Vorbild.
- Die Konsequenzen für Regelbrüche sind offen, klar und gemeinsam beschlossen.
- Regeln unterliegen keiner Willkür. Sie gelten nicht heute so und morgen so. Solange sie vereinbart sind, gelten sie.
- Jeder hat jedoch jederzeit das Recht, eine Regel in Frage zu stellen. Dann wird gemeinsam ein neuer Konsens/eine neue Regel hergestellt.
-  Ein Regelbruch ist keine Infragestellung der Regel. Das sind zwei ganz unterschiedliche Ebenen.
- Regeln sind kein Selbstzweck. Trotzdem geben sie, wie Rituale, Sicherheit, Struktur und schaffen Gemeinschaft. Wenn sie denn gemeinsam verstanden, erstellt und akzeptiert wurden.
- Offene und ehrliche Kommunikation ist die Basis jedweder Regelei.
- Regeln sind kein Machtinstrument. Werden sie als solches missbraucht, dann sind es keine Regeln mehr, sondern einseitig erlassene Vorschriften.
- Regeln kann man brechen. Die Konsequenzen nimmt man eigenverantwortlich gelassen in Kauf.



Ich weiß schon, warum ich eine Anhängerin der SoWenigWieMöglich Fraktion war und bin. 
Eine der wichtigsten Regeln, die mein Großvater mir schenkte: Du kennst die Regeln. Du kennst die Folgen eines Regelbruches. Wenn du die Regeln brichst, dann tue es bewusst mit Freude und Genuss und trag die Konsequenzen ohne zu jammern.


Regeln. Ja, mein Thema heute. Bleibt ja nicht aus, wenn man wieder ein kleines Kind im Hause hat. Es gab nicht viele Regeln, weder bei mir zu Hause als ich klein war, noch im Zusammenleben mit meinen Kindern. Es gab die, die unvermeidlich waren, solche wie: Bevor du mit Feuer spielst, lernst du, wie man mit Feuer umgeht. Oder: Du gehst nur bei Grün über die Straße und! du schaust trotzdem auch dann nach links und rechts. Dann gab es die internen Regeln: Wir lügen uns nicht an. Wir können über alles reden, aber lügen verletzt. Oder: Mach was und wie du willst, es ist mein Job dir zu sagen und zu erklären, wenn und warum mir etwas nicht gefällt oder passt. Oder: Bevor die Putzfrau kommt, wird aufgeräumt, sonst putzt sie nicht. ... Unsere Regeln waren übersichtlich. Dann kam die Schule. Jesses. Eigentlich gab es nur drei Regeln, die mir wichtig waren: 1. Sonntag bis Donnerstagabends geht es während der Schulzeit um 20h ins Bett und morgens wird nicht rum gejammert. An den anderen Abenden entscheidest du selbst. 2. Wenn du morgen nicht in die Schule willst, dann erkläre mir warum und wir finden eine Lösung. 3. Ich finde Schule aus vielen Gründen, so wie sie ist, furchtbar. Aber ich akzeptiere die Schulpflicht. Also gehen wir da zusammen durch. Ich will, dass du die Schulregeln und -pflichten kennst und du in Bezug auf die Anforderungen dein Bestes gibst. Ich werde bei jedem Scheiß, den du in der Schule machst, hinter dir stehen, aber! ich will niemals in einer inhaltlichen Diskussion mit den Lehrkräften dadurch mundtot gemacht werden, weil du ne Arbeit mutwillig versemmelt oder aus Faulheit deine Hausaufgaben nicht gemacht hast. ... ... ... Na ja, es gab bestimmt noch die eine oder andere Regel, die ich gerade nicht auf dem inneren Bildschirm habe. Viele waren es auf alle Fälle nicht. 

16.6.15

Eine meiner ganz frühen Lebenserkenntnisse, die sich auch in all den Jahrzehnten wenig bis gar nicht verändert hat: 
Mein Geschlecht darf keine Rolle spielen in Bezug auf die gesellschaftlichen Rollen, die ich spielen will und niemand hat das Recht sich anzumaßen mir vorzuschreiben, was das Beste und Natürlichste für mich aufgrund meines Geschlechtes zu sein hätte.

Unsortierte, spontane Gedanken über die Vorfälle in einer Kita in Mainz (erhebliche Grenzüberschreitungen von 3-6 jährigen Kindern gegen Kinder), bei denen ich das Gefühl habe, von außen, mit nur bruchstückhaften Informationen, mir gar kein konkretes Bild machen bzw. Meinung bilden kann:

-        - Wir schauen mit unseren Erwachsenenaugen auf die Vorfälle und benennen sie mit unseren Erwachsenenbegriffen, die getränkt sind mit unseren jeweilig eigenen Bildern, Normen und Werten.

-        Kinder haben diesen Blick und diese Sprache nicht. Sie lernen diese erst im Laufe ihrer Sozialisation.

-        Kinder entdecken die Welt, ihren Körper, ihre Gefühle. Dazu gehören auch das Verhältnis von Macht und Ohnmacht, von positiven versus negativen Gefühlen, von Grenzen und Grenzsetzungen, von Zustimmung und Ablehnung, von Ja und Nein, von erwünscht und nicht erwünscht, von angemessen und unangemessen, von Ursache und Wirkung, und, und, und.

-        - Erwachsene begleiten diese Lernprozesse aufmerksam und achtsam. Sie sind Vorbilder und Regelmacher/Regelerklärer, sie fördern, ermutigen und sie verbieten, sie benennen und stellen Zusammenhänge her. Sie haben den Überblick, den Kinder noch nicht haben können, sondern erst, durch Lernen und Erfahrungen machen, entwickeln werden.

-        - Eines der für mich wichtigsten Lernziele in Krabbel- und Kindergartengruppen: Das ist mein Körper und niemand! durchbricht die Schranke zu meinem Körper, wenn ich das nicht will. Dieses Lernziel kann nicht nebenbei erreicht werden, sondern verlangt durchgängige Aufmerksamkeit den einzelnen Kindern und der Kindergruppe gegenüber. Es geht um das tausendfache tägliche Wiederholen von  „Hast du ihn gefragt, ob er das will?“, „Willst du das?“, „Sage laut und deutlich Nein, wenn du das nicht willst“, „Hast du das Nein gehört?“, und, und, und. Und es geht um das Vorleben des Respekts gegenüber dieser Grenze: „Darf ich dich wickeln?“, „Möchtest du auf meinen Arm?“… … Es ist ein feiner, zeitaufwendiger Prozess, der permanent überprüft und reflektiert werden muss. Dafür gibt es Supervision und Teamgespräche. Zentrale Fragen: Was lernt das Kind in dieser konkreten Situation durch dieses und jenes Verhalten meinerseits? Was sind die unterschwelligen Lerninhalte, die mir vielleicht gar nicht bewusst sind?

-        - Kinderbegleitung ist kein Spaziergang. Die äußeren und inneren Rahmenbedingungen müssen stimmen. Zentral: Betreuerschlüssel und Ausbildung/Weiterbildung, Zeitkontingente für die kritisch reflektierende Arbeit an sich und im Team, intensive kompetente Elternarbeit. (Meine Erfahrung in der Praxis: Wir sind davon weiter entfernt denn je.)

-        - In Bezug auf die Eltern: Verändert sich die Haltung/das Verhalten meines Kindes? Kann ich sinnig nachvollziehen warum und weshalb? Hat mein Kind körperliche Schädigungen/Auffälligkeiten? Und, und … Fordere ich bei Zweifeln und bei Verdacht, dass irgendwas nicht stimmt, eine sofortige und umfassende Klärung? Bringe ich mein Kind da morgen wieder hin, solange nichts geklärt ist? Mache ich mich stark für mein Kind, auch wenn dies unbequem ist und vielleicht materiell negative Folgen für mich hat?

      Grenzüberschreitungen passieren. Auch zwischen Kindern. Was ich nicht nachvollziehen kann, weder auf der Seite der Bezugspersonen, noch auf der Elternseite, noch auf der Trägerseite, ist der anscheinend so lange Zeitraum, in dem dies in Mainz einfach unbegleitet weiter gelaufen ist. Das ist schief, absolut schief bis in die Wurzeln. Allerdings bräuchte es viel mehr Informationen und konkrete Einblicke, um zu verstehen, wie das passieren konnte. Moraline Empörung ist wenig hilfreich. 

8.6.15

Heute beim Orthopäden gewesen und mir ne Schelle abgeholt: "Frau Müller, Sie brauchen mehr Geduld, Geduld, Geduld. Das ist kein Spaziergang, sondern ein komplizierter Bruch gewesen und da lässt sich nix beschleunigen oder Sie riskieren eine erneute OP! Also, die Regel ist: max. 1 Stunde am Schreibtisch mit Bein hoch legen, dann immer min. zwei Stunden liegen und danach 10 Minuten leichte Aufbauübungen. Krücken bleiben noch mindestens sechs Wochen. Beide!" ... ... ... Er ist ein netter Mensch. Wirklich. Und ja, ich halte ihn für kompetent. ... ... ... Ich könnt kotzen! ... ... ... Gibt es irgendwo Geduld im Sonderangebot? *grummel

6.6.15

Man muss keiner politischen Richtung angehören und nicht mal politisch irgendwie aktiv oder gar interessiert sein, allein das normale soziale Empfinden eines Durchschnittsmenschen reicht aus um bei dieser Show (G7) festzustellen: Diese Inszenierung in dieser Form, an diesem Ort, zu dieser Zeit und in dieser Zusammensetzung ist anmaßend, arrogant, überheblich, machtgeil, herablassend, ignorant, verwerflich, unangemessen, widerlich, protzend, eklig.


5.6.15

Der Blick

In den fünfziger Jahren gab es immer diese Sirenen Übungen. Der starre panische Blick mancher meiner Erwachsenen und deren zitternden Hände währenddessen haben mich als Kind sehr erschreckt. Als junge Erwachsene sah ich den gleichen Blick in den Augen der chilenischen Flüchtlinge, wenn es an der Tür klopfte.  Und ich sah ihn später in den Augen von Folteropfern immer dann, wenn eine Stimme einen bestimmten Tonfall hatte. Ich sah ihn in den Augen kleiner Flüchtlingskinder zu Silvester und in den Augen alter Frauen, wenn man zu schnell auf sie zuging. Ich sah ihn bei den Frauen in den Sprechstunden, wenn Berührungen zufällig stattfanden. Und immer öfters sehe ich ihn heute, wenn ich unterwegs bin, in den Bahnen und auf den Ämtern. Ich werde diesen Blick nicht los. Er verfolgt mich, hat sich eingefressen in meine Seele. 

28.5.15

Es waren immer die Frauen, die mein Leben tiefgehend beeinflussten: Die zunächst nicht anwesende Mutter, die dominante Oma, die verhuschten Tanten, die eklige Pflegemutter, die Freundinnen, die Weiber an der Uni, die Frauen mit Geschichten, die Altvorderen, die Geliebten, die Gehassten, die Wegbegleiterinnen. Männer kamen vor, natürlich. Doch sie alle mussten sich messen an dem Großvater und dem geträumten Vaterbild. Bestanden hat da kaum einer. Es bleibt eine Handvoll wertvoll. Doch die Frauen sind verwoben in mir.  

„Viele Eltern glauben, sie koennten ihre Kinder zu Verschwiegenheit, Takt, Ehrlichkeit und Vertrauen erziehen, waehrend sie sich zanken, die Kinder anluegen, ihre Briefe durchschnueffeln und ueber ihre innersten Angelegenheiten zu anderen reden.“ (Oswald Bumke)


Kinder lernen fast ausschließlich durch Vorbild. So einfach ist das mit der „Erziehung“. Erziehe dich selbst, jeden Tag aufs Neue, dann klappt das auch mit den Kindern.  

24.5.15

(Auszug)

Das Warten, immer dieses Warten. Es war das Schlimmste. Meistens wusste sie dann schon gar nicht mehr, wofür die Schläge eigentlich gedacht waren. Das Warten. Schlimmer als jeder körperliche Schmerz. Das Warten. Eingebrannt in ihre Seele. Ticktack, ticktack. Mit jeder Minute zerfloss das Warum. Es blieb nur das Warten. Diese anschäumende Verzweiflung. Diese Gewissheit, dass die Schläge kommen werden. Irgendwann. Warten. Ausgeliefert. Andere Tätigkeiten erschienen wichtiger als ihre Bestrafung. Wichtiger als ihr Vergehen. Wichtiger als sie. Warten. Immer kleiner wurde sie. Sie war so unbedeutend. So nichtig. Warten. Fast dankbar ergab sie sich in den Schmerz des Stockes. Er setzte einen Schlusspunkt. Das Warten verblasste.

Nach vielen, vielen Jahren erst bemerkte sie die Untermieterin. Eine alte Bekannte war wohl nie bei ihr ausgezogen. Die Warterei trinkt heut noch ab und an Käffchen mit ihr. Sie kommt immer zu früh. Und die anderen zu spät. Sie wartet. Ob man sie vergessen hat? Ob sie es missverstanden hat? Tauchend nach ihrer Schuld bleiben ihre Hände immer noch leer. Sie wartet. Schmerzhaft. Sucht in sich nach ihrem erwachsenen Zorn. Manchmal plätschert er blinzelnd nach oben. Verläuft sich aber in fröhliche Dankbarkeit, wenn das Warten ein Ende hat.


(im Alter von 0 bis 7 Jahre, denn danach gab es die Schlägerin nicht mehr)


16.5.15

Lebenszeichen
Kurzfassung: Ich lebe noch. Irgendwie. Krankenhaus war eine traumatische Erfahrung. Sonntags der Sturz, freitags sollte die OP sein. Schmerzhafte Zwischentage. Am Freitag dann: Kein Bett frei, von 6.15h bis 13h im Warteraum gesessen, nüchtern seit dem Abend vorher. Dann für eine Stunde ein Bett, um dann mitgeteilt zu bekommen, dass ich wieder nach Hause kann, da kein OP-Raum frei sei. Montags dann OP. Narkose Nachwirkungen elendig. Mittwochvormittag Entlassung, weil Bett gebraucht wurde, obwohl ich mehrmals sagte, dass ich noch nicht gehen will, da starke Schmerzen und noch etwas überfordert. Interessierte nicht weiter. Entlassung. Zum Glück steckte mir die Schwester heimlich Schmerztabletten zu. Auf der Station gab es übrigens nur drei Toiletten, für Patienten und Besucher. Auf dem Flur. Ich war mit all dem völlig überfordert und wie paralysiert. Konnte mich nicht bestimmend artikulieren. Seitdem zuhause mit der Auflage für die kommenden 8 Wochen das Bein nicht zu belasten. Humpelnd hüpfende  Wanderungen zwischen Schreibtisch und Bett. Montag jetzt Fäden gezogen beim Hausarzt. Die Angst vor der Treppe zumindest mal angegangen. Ab nächster Woche Physiotherapie.

Wie es mir nun geht? Kann ich nicht beschreiben. Ich drücke weg und beame mich über Bücher lesen raus aus dem realen Geschehen. Manchmal weine ich, ohne recht zu wissen, über was eigentlich gerade. Ayda und Peter helfen mir in Alltagssachen, meine Nachbarin kommt regelmäßig zu Besuch. Aber, irgendwie ist das alles in meiner Wahrnehmung wie in Watte gepackt. Ja, gute Metapher: Ich fühle mich wie in einem Kokon, innen wie außen. Lebend, ja, aber nicht lebendig. Widerlich.

14.5.15

VatertagsGedanken: Als ich so um die neunzehn war, änderte sich die Volljährigkeit auf 18 Jahre und das Jugendamt teilte mir höchst unsensibel beiläufig mit, dass mein Vater in der DDR lebe und seit meiner Geburt regelmäßig Unterhalt ans Amt überwiesen habe. Von Seiten meiner Familie hatte ich bis dato nur schwammige Auskünfte alá „Den gibt es nicht, und überhaupt, lass die Fragerei.“ Der nicht vorhandene Vater war von klein auf für mich die Projektionsfläche all meiner kindlich verquerten Sehnsüchte und sporadischen Errettungsphantasien gewesen. Jetzt gab es ihn auf einmal wirklich. Als Reaktion auf diese neuen Informationen habe ich meine Mutter und meinen Großvater erstmal schreiend rund gemacht und bin nach Italien abgehauen. Von dort aus habe ich die aktuelle Adresse meines Vaters herausgefunden und ihm geschrieben. Was ein Akt. Und bin dann zu ihm gefahren. Viele Gespräche mit ihm, meinen Großeltern dort, seiner Frau, meinen sechs Halbgeschwistern. Alles liebe, freundliche Menschen. Das Angebot dort zu bleiben nach reiflicher Überlegung mit folgendem Resümee abgelehnt: Zeugung alleine macht noch keinen Vater und Blutsbande keine Familie und Tochtergefühle kamen bei mir nicht mehr auf.





Heute: Der nicht anwesende Vater war prägend, ob ich will oder nicht. Kein anderer Mann im begleitenden Familienverbund und auch nicht der Erzeuger konnten dieses schwarze Loch jemals füllen. 

10.5.15

So ganz richtig kann ich mir, die ich Mitte der fünfziger Jahre hier geboren wurde und aufgewachsen und alt geworden bin ohne jemals in meiner Heimat von Krieg, Gewalt, Hunger und totaler Hoffnungslosigkeit bedroht worden zu sein, gar nicht ein Szenario vorstellen, ich mein, so richtig vorstellen, dass mich um des Überlebens willen dazu zwänge mich mit meinen Kindern auf eine Reise zu begeben, deren Ausgang vielleicht auch der Tod sein könnte. Welch unsäglicher Schrecken und Wahnsinn müsste um mich drum herum herrschen, dass ich denken könnte, die klitzekleine Chance des Überlebens auf der Flucht sei doch noch größer, als die Möglichkeit in meiner Heimat zu überleben. Welch abgrundtiefe Hoffnungslosigkeit müsste in mir toben. Allein die Vorstellung macht mir ein innerliches Zittern. Und doch, ja, ich würde nach jedem Strohhalm greifen. Für meine Kinder. Ja, das würde ich.  
Man muss mutig sein, wenn man der/die sein will, der/die man ist. 

"Das ist eigentlich das Schrecklichste, was ich später aus diesem Leben mitnehmen werde: Dass es dafür immer noch und schon wieder Mut! braucht."

"Frau Müller, da Sie ja nicht vorhaben uns in den nächsten Tagen zu verlassen, könnten Sie doch etwas hoffnungsvoller klingen!"

"Ja, könnte ich. Doch wenn ich mich so umschaue und mich an das letzte halbe Jahrhundert erinnere, dann, ja dann schwebt mein Optimismus zumindest nicht mehr so leicht wie ein Blumenflöckchen vor mir her. Und es betrifft ja mittlerweile wieder fast alle Lebensbereiche: Du bist anders! Du bist nicht wie wir! Du bist nicht so, wie wir dich haben und gebrauchen wollen! Du bist dies und das und jenes nicht und vor und in allem eben nicht richtig. Das greift doch weltweit wieder um sich wie ein viraler Infekt. Und alle Schubladen verwischen sich an diesem Punkte und bilden eine gemeinsame Lade, egal ob links, rechts, oben, unten. In diesem Punkte sind sie sich einig: Du, genau du, passt nicht rein in unsere hübsch kuschelige Kommode."

„Aber, aber, Frau Müller, es gibt doch auch andere Strömungen und viele, viele Menschen weltweit, die die Schubladereien hinter sich gelassen haben!“

„Ja, die gibt es. Aber, sie wandern auf dünnem Eis und sind bisher nicht in der Tiefe der Gesellschaften verwurzelt. Das sind so zarte Pflänzchen. So zerbrechlich und fragil. Halten sie die kommenden Stürme von Gewalt und giergeifernder Zerstörungswut denn stand?“

„Ach, das klingt mir viel zu negativ, Frau Müller.“


„Soll es aber eigentlich nicht. Nur realistischer als noch vor Jahren. Und die Schlussfolgerung ist ja auch nicht aufzugeben, sondern gemeinsam noch intensiver mit Herzblut zu düngen und zu gießen, auf dass aus den kleinen Pflänzchen starke und wehrhafte Pflanzen werden.“


Muttertag? Ich hatte nie einen Bezug zu diesem Tag. Mein Großvater sagte immer: "Solange Mütter elendig bei der Geburt sterben und wenn sie nicht sterben, ihre Kinder verhungern auf der Welt, oder Kanonenfutter sind, solange gibt es da nix zu feiern. Ne prima Geschäftsidee, sonst nix. Feiere deine Mutter jeden Tag, und gut ist es." 

Und ich heute? Wenn ich das Geblümel rundum sehe am heutigen Tag, dann denk ich an die Mütter mit ihren Kindern, die wir elendig und schamlos im Mittelmeer verrecken lassen. Ne, tut mir leid, in diesem Gedenktag verstecken sich mir zu viele widerliche Lügen. Kann ich nix mit anfangen.

8.5.15

5.5.15

„Ich arbeite so viel, denn mein Kind soll es später mal besser haben als ich es hatte!“

„Ja, das verstehe ich. Du arbeitest jetzt so viel und so viele Stunden, damit es dem kleinen Kerl später Mal besser geht, als es dir als kleines Kind erginge.“

„Ja, genau deshalb!“

„Erzähl mir von dem kleinen Kind, dem es damals so gar nicht gut ging.“

„Wir waren sehr arm und hatten nur eine kleine Wohnung. Mein Vater hat drüben in der Fabrik gearbeitet und meine Mutter ging putzen. Sonst hätte es nicht gereicht. Ich war dann oft alleine zu Hause und wenn meine Eltern da waren, dann waren sie meistens müde und erschöpft. Es gab auch oft Streit. Ich habe mich dann ganz tief unterm Bett versteckt und leise geweint. Es ging mir nicht gut“

„Es ging dem kleinen Kind nicht gut. Was denkst du denn, was hätte es sich denn mehr als alles in der Welt gewünscht? Was hätte ihm denn geholfen glücklicher zu sein?“

„Ach, das ist ganz einfach: Mehr Zeit mit den Eltern. Mehr zusammen spielen und lachen. Geschichten erzählen, mittags ab und an zusammen essen, spazieren gehen. Einfach viel, viel mehr Zeit zusammen sein.“


„Ja, das verstehe ich. Und du arbeitest jetzt so viel und so viele Stunden, damit es dem kleinen Kerl später Mal besser geht, als es dir als kleines Kind erginge.“