31.12.16

"Unterm Strich, was bleibt von 2016 für Sie, Frau Müller?"

"Dankbarkeit. Für all die wunderbaren Momente mit meinen Lieben. Wiegt all den anderen Mist schlichtweg auf und ist Quelle meiner Lebensfreude und meines Lachens. Und wenn die Welt sich auf den Kopf stellt, das bleibt."

"Nun, Sie könnten aber auch ein paar Worte verlieren über all das Elend und den Tod und über die Ungerechtigkeiten in der Welt, Frau Müller."

"Ja, das könnte ich. Ich könnte aber auch Worte finden für all das Wunderbare. Für all die vielen Menschen, die ohne großes Gelabber einfach nur freundlich, hilfsbereit, offen und ohne Scheuklappen, still und leise dem Menschen menschlich begegneten. Die mit einer Selbstverständlichkeit Hände reichten und sich nicht scherten um all das Hin und Her und Wenn und Aber. Auch ihnen gehört meine tiefste Dankbarkeit, denn sie sind die Quelle meiner Hoffnung und meines immer noch unverbrüchlichen Wohlwollens. Liebe hat ganz überraschende Gesichter und ich fand sie auch in diesem Jahr an völlig unvermuteten Orten." 

29.12.16

Da fordern in vielen Beiträgen seit Tagen viele Menschen, dass man die Jugendlichen, die einen Obdachlosen angezündet haben, dass man dieselben und überhaupt Menschen, die anderen Menschen etwas derart Unsägliches antun, wahlweise erschießen, erhängen, überhaupt erschlagen sollte.

Nun, dann wird es ziemlich leer hier in meinem Land. Ich denk mal so an all die Kinderschänder und Gewalttäter in den Familien; die schlagenden Männer/Frauen in Beziehungen; all die Zuhälter und Menschenhändler, all die Kunden derselben; all die, die meinen mit Gewalt Konflikte lösen zu können; all die randalierenden und übergriffigen Fußballfans in den Öffentlichen; all die, die Obdachlose treten und zusammen schlagen; all die Gewalttäter überhaupt ...und, und, und... ich habe bestimmt sehr, sehr viele vergessen jetzt ... ... ...

Ein bissl nachdenken, jesses, wäre ausgesprochen hilfreich auch bei berechtigter Empörung *grummel
„Warum posten Sie eigentlich immer wieder so trockenes Zeugs wie Menschenrechte, Kinderrechte, Grundgesetz, etc., Frau Müller?“

„Weil ich glaube, dass in einer Welt, in der ich von Informationen, deren Wahrheitsgehalt ich kaum noch überprüfen kann, nur so überrollt werde, diese Texte mir einen Wegweiser, auch zur Überprüfung und Einordnen von eben diesen Informationen, bieten. Daran kann ich mich orientieren und meine eigene innere Haltung immer wieder überprüfen und kalibrieren. Orientiere ich mich an diesen grundlegenden Texten, dann werden so Dinge wie politische Seiten, Religion, Herkunft und andere Kategorien ziemlich unerheblich. Der Maßstab ist dann ein anderer. Finde ich gut und hilfreich.“ 

24.12.16

„Irgendwie müssen wir imstande sein, vor unsere erbittertsten Gegner hinzutreten und zu sagen:

Wir werden eure Fähigkeit, uns Leid zuzufügen, durch unsere Fähigkeit, Leid zu ertragen, wettmachen. Wir werden eurer physischen Kraft mit Seelenkraft begegnen.

Tut uns an, was ihr wollt, wir wollen euch trotzdem lieben.

Wir können nicht mit gutem Gewissen euren ungerechten Gesetzen gehorchen und dem ungerechten System treu bleiben, denn Nichtzusammenarbeit mit dem Bösen ist genauso eine moralische Pflicht wie Zusammenarbeit mit dem Guten, also werft uns ins Gefängnis, und wir wollen euch trotzdem lieben. Bombardiert unsere Häuser und bedroht unsere Kinder, und wir wollen euch, so schwer es auch ist, trotzdem lieben.

Schickt eure vermummten Gewaltverbrecher zu mitternächtlicher Stunde in unsere Gemeinden, schleppt uns hinaus in eine abgelegene Straße und lasst uns halb totgeschlagen liegen, und wir wollen euch trotzdem lieben.

Schickt eure Propagandaagenten im Land herum und erweckt den Anschein, als wären wir kulturell und auch sonst nicht tauglich für die Integration, und wir wollen euch trotzdem lieben.

Aber seid versichert, dass wir euch durch unsere Leidensfähigkeit aufreiben werden, und eines Tages werden wir unsere Freiheit erobern. Wir werden sie nicht nur für uns selbst erobern, wir werden so sehr an euer Herz und Gewissen appellieren, dass wir euch in dem Prozess gewinnen, und unser Sieg wird ein doppelter Sieg sein.“

(aus: Predigt 1968 in Martin Luther Kings letztem Buch: "Trumpet of Conscience (dtsch. Ausgabe: "Aufruf zum zivilen Ungehorsam")


In diesem Sinne: Euch Allen wünsche ich erquickende und friedliche kommende Tage!


23.12.16

Da bringt ein Mensch andere Menschen um. Das verurteile ich zutiefst und er soll dafür bestraft werden.
Doch ich freu mich doch nicht darüber, dass dieser Mensch dann getötet wird. Wie könnte ich da Freude empfinden? Sich freuen über den Tod eines Menschen. Das passt doch nicht zusammen: Gewaltsamer Tod und Freude.
Und dann wünscht man sich gegenseitig ein fröhliches Weihnachten. Irgendwas missverstanden?

Es geht mir nicht um die Frage, ob der Todesschuss in der konkreten Situation notwendig war. Das kann ich nicht beurteilen und ja, manchmal geht es wohl nicht anders. Das verstehe ich. Es geht mir nur um die Freude darüber. Nur darum. Versteht mich jemand? 

21.12.16

„Ausweisdokument gefunden. Ersten Teil der Wette gewonnen. Wenn er jetzt noch bei der Verhaftung erschossen wird, dann werde ich Profilerin.“

Das Komische ist ja - nein, ich habe kein Aluhütchen auf, ich gedankenspiele nur - die vergessen ihre Ausweise offensichtlich nur in den westlichen Ländern. Gibt es da eine extra interne Richtlinie dafür? So a lá leg nen Ausweis hin, sonst finden die dich nie und wir können dir keinen Märtyrerschrein errichten? Mit der fett unterstrichenen Ausführungsbestimmung: Aber nie!, niemals lass deine DNA am Tatort zurück, die hinken nämlich mit den Untersuchungsmethoden und dem dazugehörigem Equipment um Jahrzehnte hinterher und kommen außerdem mit den Hygienevorschriften nicht so klar.


Richtig blöd aber käme auf alle Fälle, wenn das nur zwei Kleinkriminelle gewesen wären, die das Zeug samt LKW privat vertickern wollten, Zoff bekamen und bei dem gewalttätigen Handgemenge in der Fahrzeugkabine einfach nur zwei Sekunden zu früh abgebogen sind. Man müsste die ganze Berichterstattung, den ganzen Panik machenden Hype in die Tonne kloppen und vielleicht en bissl in die Reflexion gehen. Ne, käm wirklich blöd....

20.12.16

"Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, warum ich sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen zum Grundrisiko einer Kindheit in Deutschland erkläre..."

Ja. Gerade an Tagen wie diesen kehren meine Gedanken immer wieder zu diesem Thema zurück. Das laute Schweigen, das Verleugnen, die verlogenen Hinhaltetaktiken wenn es um Finanzierung von Projekten geht und auch die Involviertheit von sogenannten Honoratioren aus Politik und Wirtschaft als Täter in Täterkreisen ... sagen eine Menge über unsere Gesellschaft aus und relativieren, zumindest für mich, so manch Betroffenheitsgeblubber und machen hasshetzende Ausbrüche noch widerlicher. Der "Feind", die Gewalt, die Unsäglichkeiten gebären und vermehren sich schon sehr, sehr lange im eigenen Haus.

Die Verlogenheit und die reflexmäßige Abwehr beim Thema Gewalt gegen Kinder gehen tief und kennen kein Parteibuch, kein Geschlecht, keine Religion, keine Herkunft und auch keine Klassenzugehörigkeit.

Gestern Abend. Die Berichterstattung über Berlin ist widerlich. Hundertmal wiederholt man auf allen Kanälen und in fast allen Medien, dass man eigentlich nichts weiß, aber viel vermutet, herbei redet, zusammenfantasiert. Und alles noch per Video live, direkt drauf auf die Opfer. Es ist so krank. Und dann natürlich die ganzen explodierenden Hasskommentare. Mitgefühl? Nix.
Meine Trauer und meine mitfühlenden Gedanken für all die Betroffenen.
Mein Zorn und meine Verachtung für all die Abstauber, die sich am Leid der Menschen gerade laben und es für ihre eigenen egoistischen Interessen instrumentalisieren. Bäh!

Heute Morgen: Traurig. All der Hass. Auf allen Seiten. Ich mag keine Seiten. Mochte ich noch nie. Die ganze Zeit geht mir der Schrecken in Irland damals durch den Kopf und dann reisen meine Gedanke durch all die Jahrhunderte zurück und wenn ich nicht aufpasse, dann gleiten sie, meine Gedanken, durch Blut und Tod aufgrund von, ja von was denn? Religion? Machtgeilheit? Wirtschaftlichen Interessen? Ach, hört auf ihr Gedanken. Mein Herz krampft. Es sind immer die Unschuldigen, die den Preis der Schuldigen bezahlen müssen.

Wenn mein Kind, meine Liebe, meine Freunde, ein Mensch, der mir als Mensch verbunden durch ein Attentat stürbe oder verletzt würde, glaubst du wirklich, die Beweggründe, der religiöse, ethnische oder sonst irgendein Hintergrund des Täters würde etwas an meinem Schmerz ändern? Glaubst du wirklich, es stürbe und überlebte sich anders, wenn der Täter dies oder das oder eben nicht wäre? Dir hat man doch dein Hirn und dein Herz geschreddert! 

19.12.16

„Könnten wir uns darauf einigen, dass wir jedwede Form von nichteinvernehmlicher physischer und psychischer Gewalt, Demütigung, Respektlosigkeit und Erniedrigung ohne Wenn und Aber ablehnen, öffentlich verurteilen und aktiv als nicht gesellschaftsfähig ächten?“

„Ja.“

„Na, sag es schon. Ich höre das Aber doch quer durch deine Zellen rauschen.“

„Aber wenn dann so ein islamischer Fanatiker bei mir im Mietshaus aufschlägt, dann muss ich doch.“

„Ach ja? Und wenn dein Kumpel, der gestandene gute deutsche Bürger, so einem Flüchtlingskind die Bude überm Kopf abbrennt, dann musst du auch?“

„Na ja. Irgendwie ist das doch was anderes. Da geht es ja um mehr. Und er ist mein Kumpel!“

„Was verstehst du nicht an dem Satzteil -Ohne Wenn und Aber-?“

„Hallo, denkst du ich bin blöd? Ich verstehe das schon!“

„Könnten wir uns also darauf einigen, dass wir jedwede Form von nichteinvernehmlicher physischer und psychischer Gewalt, Demütigung, Respektlosigkeit und Erniedrigung ohne Wenn und Aber ablehnen, öffentlich verurteilen und aktiv als nicht gesellschaftsfähig ächten?“

„Ja.“


„Aber?“

„Na ja, …“

Manchmal komme ich mir vor, wie eine hängengebliebene Schallplatte.


*Anmerkung 1
Das ist ein fiktives Gespräch, das den Kern vieler geführter Gespräche auf den Punkt bringt.

*Anmerkung 2

Für die Nachgeborenen: Eine Schallplatte ist eine in der Regel kreisförmige und meistens schwarze Scheibe mit einem Mittelloch, deren beidseitige Rillen als analoge Tonträger für Schallsignale dienen. Bei der Wiedergabe wird die Abtastspitze eines Tonabnehmers durch die Rillen ausgelenkt. Die Rückverwandlung in hörbare Schallsignale kann rein mechanisch über eine Membran und einen Schalltrichter oder – bei heute üblichen Plattenspielern – auf elektromechanischem Weg mit anschließender elektronischer Verstärkung erfolgen. (frei nach Wiki) Der Tonabnehmer kann hängen bleiben. Dann wiederholt sich das Schallsignal endlos, bis man den Tonabnehmer an schubst.  

15.12.16

„Hätten sich alle Menschen immer nur an gegebene Normen, Regeln und Gesetze gehalten, dann säßen wir immer noch Steine klopfend in Höhlen rum.“

Wie bin ich denn auf so einen Satz gekommen? Weil mir in letzter Zeit immer öfters das Argument vor die Füße gelegt wird, dass etwas allein schon deshalb richtig sei, ja einfach sein müsse, weil es das Gesetz halt so bestimme. Und ich deshalb darüber auch gar nicht mehr nachdenken oder es gar für falsch zu halten mir anmaßen dürfte. ... ... ... Das sehe ich aber so nicht ein. Es gibt Gesetze und Ausführungsbestimmungen, die halte ich schlichtweg für falsch. Das will ich sagen dürfen, da will ich mich als mündige Bürgerin mit allen demokratischen Mittel dafür einsetzen dürfen, dass diese Gesetze wieder geändert werden. Beispiele: Das gesamte gesetzliche Hartz IV Paket, das Teilhabegesetz, die neuen Asylgesetze, Teile der Gesundheitsreform und manches andere. Gesetze sind doch nichts von irgendeiner unangreifbaren Autorität für immer und ewig Formuliertes. Gesetze verändern sich ständig und zu diesen Veränderungen tragen gesellschaftliche Diskurse bei. Ich erinnere nur an die Gesetze zum Kindeswohl, an § 218, etc.

Und wenn man ein Gesetz bricht, weil man es für ganz und gar ungerecht hält? Dann muss man mit den Konsequenzen leben (die ja auch wiederrum gesetzlich festgelegt sind), macht nicht mimimi, sondern nimmt es als Preis für die eigene Integrität in Kauf.

Ich habe in vielen Ländern gelebt, in denen Rechtssicherheit ein Fremdwort war und ist. Ich bin eine totale Anhängerin unseres Rechtssystems und verteidige es prinzipiell vehement. Und zu diesem System gehört meiner Meinung nach halt auch das Recht auf Widerstand und auf Zivilcourage. 

13.12.16

Ich gestehe ehrlich: Der ganze Syrienkonflikt mit allen den Beteiligten und ihrer jeweiligen Propagandamaschinerie ist mir einfach nicht mehr durchschaubar. Ich habe keine Ahnung, wer da was mit wem warum und unter welcher angeblichen Wahrheit macht und tut.

Aber! ich weiß, was ich verstehe und was ich nicht will: Den tausendfachen elendigen Tod von all derer, die genauso wie ich gar nicht mehr kapieren, wer da eigentlich warum Leben zerschlägt, zerfetzt, zerbombt. All derer, die nur eines wollen, leben. In Frieden.

Ihr blinden Rechthabenwoller, ihr Wahrheitsfresser, ihr Religionsfanatiker, ihr idiotischen gewaltverbreitenden Psychapathen jedweder Couleur, euch verachte ich zutiefst. Wenn ihr wirklich etwas für die Menschen tun wollt, dann hört jetzt und sofort mit all der Gewalt auf und helft ihnen beim Wiederaufbau. Wer das nicht tut, wer weiter bombt, foltert, tötet, dem glaube ich kein einziges blumiges Wort mehr. Jetzt nicht und niemals wieder. Und wer, egal welcher Richtung angehörend, jetzt noch für irgendeine dieser Kriegsparteien schaumschlägerisch Partei ergreift oder deren Propaganda lächelnd verbreitet, anstatt laut zu schreien: Hört endlich auf! den, ja den verachte ich genauso.

Den IS bekämpfen? Könntet ihr doch ganz locker schon seit Jahren. Dreht ihnen den Geldhahn rigoros und ohne Ausnahmen ab und verkauft/liefert ihnen keine Waffen mehr. Macht alle Kommunikations-, Propaganda- und Handelskanäle dicht. Ich denke nicht, dass er lange überleben würde.

Aber, dass wollt ihr doch gar nicht, oder? Deshalb seid ihr für mich allesamt ein verlogenes, mörderisches Pack. 
...
...
...
...

Ja, das musste jetzt sein. Es ist nur Ausdruck meines Zornes und meiner absolut empfunden Hilflosigkeit. In irgendeiner Form fühle ich mich zur Täterin gemacht und weiß schlichtweg nicht, wie ich da raus kommen könnte. Ich hasse euch dafür. *wein

4.12.16

Ging mir gerade so durch den Kopf: Du bist fit, gesund, energiegeladen, selbstbewusst, hast ein reflektiertes Konsumverhalten, ziehst Vergnügen und Befriedigung aus deinem gut vernetzen sozialen Umfeld, bringst dich bürgerlich initiativ in die Gemeinschaft ein, Statussymbole lächelst du locker weg, du weißt, wer du bist und was du kannst und hast keine Probleme damit zu sagen: Das kann und will ich mir nicht leisten und findest auch ohne großen materiellen Aufwand Teilhabe an all den Dingen, die dir Spaß machen und die dich Neues lernen ... Ich bin ganz sicher, dann kommst du auch mit nur ein paar hundert Euro quietschfidel durch dein Leben. ... Das Blöde ist nur, ich kenne nur sehr wenige Menschen, die mit so einer Haltung, Einstellung Hartz IV bekommen. Denn meistens, wenn man so eine Lebenshaltung hat, dann braucht man kein Hartz IV, weil man irgendeine verrückte Idee hat, um an ein wenig Einkommen zu kommen. Aber, die meisten Menschen sind nicht so. weil sie so nicht erzogen sind, weil sie so nie gelebt haben, weil sie so gar nicht sein sollen. Deshalb stimmt das alles mit dem Hartz IV auf einer ganz anderen Ebene als nur der finanziellen einfach hinten und vorne nicht. ... Versteht jemand, was ich meine?

2.12.16

„Sie schreiben und kommentieren kaum etwas über all die Wahlen und deren tragende Figuren. Nix über Trump, Hofer, Le Pen, Kanzlerkandidaten bei uns, oder so. Kein Interesse daran, Frau Müller?“

„Eigentlich nicht. Nicht an den jeweiligen Personen. Sie sind nur austauschbare Werbeträger, Pöstchenjäger, Handlanger. Mal mit mehr, mal mit weniger eigenem Profil. Die, auch medial gehypte, Beschäftigung mit jedem Furz von denen, gibt ihnen eine Bedeutung, die sie letztendlich nicht haben. Futter für Projektionen und Affektregulierung/kanalisierung. Die Macht- und Entscheidungsverläufe in Gesellschaften setzen sich anders zusammen. Das Personalgedöns lenkt davon nur, zugegeben gekonnt, ab.“  

24.11.16

Ich darf nicht sagen, dass du ein erbärmlicher Vergewaltiger bist, nur weil du eine schwere Kindheit hattest? Ich darf nicht sagen, dass du Kinder misshandelst, nur weil du eine Frau bist? Ich darf nicht sagen, dass du unfreundlich, selbstgerecht und ungerecht  bist, nur weil du älter bist? Ich darf nicht sagen, dass du ein Kriegshetzer bist, nur weil meine Vorfahren schon mal mordend durch dein Land getrampelt sind? Ich darf nicht sagen, dass du lügst wie gedruckt, nur weil du lesbisch bist? Ich darf nicht sagen, dass du mich beklaut hast, nur weil du ein Obdachloser bist? Ich darf nicht sagen, dass du ein elendiger Dealer bist, nur weil deine Hautfarbe dunkler ist? Ich darf nicht sagen, dass ich die Taten, die im Namen deiner Religion verübt werden, verachte, nur weil du wegen deines Glaubens schon mal verfolgt wurdest? Ich darf nicht sagen, dass du ein Täter bis, nur weil du selbst ein Opfer warst oder bist? Ich darf nicht sagen, dass mir dieses oder jenes, was du sagst und tust, nicht gefällt und ich es total ablehne, nur weil du eh schon in anderen Bereichen deines Lebens  diskriminiert, unterdrückt und erniedrigt wurdest/wirst? Hallo, das ist ja sowas von deppert. Absolut und eindeutig deppert. Punkt.

23.11.16

„Fäkalausdrücke sollten Sie nicht benutzen, Frau Müller! Scheiße und Arschloch sagt man einfach nicht!“
„Aber Homo, Hurensohn, Penner, Assi, und so gehen?“
„Nun, die sind nicht so körperlich eklig.“
„Dafür voller Vorurteile. Ist wohl gesellschaftsfähiger?“

Ich habe mich sehr lange in meinem Leben dagegen gewehrt Schimpfwörter zu benutzen. Ich empfand/empfinde verbale Ausbrüche als Gewalt. Dann habe ich jedoch gemerkt, dass manchmal meine innere Empörung so groß ist, dass sie ein Ventil braucht, damit ich daran nicht ersticke und meinen Verstand wieder freistellen kann. Ich habe mich dann entschieden, dass ich mir erlauben werde, genau zwei Begriffe zur Regulierung zu benutzen, nämlich Scheiße und Arschloch. Warum meine Wahl gerade darauf fiel? Keine Ahnung. Vielleicht, weil damit keine Personengruppen diskriminiert, keine Vorurteile transportiert, keine gesellschaftlichen Ausgrenzungen verstärkt werden. Vielleicht auch nur, weil sie für mich damals den absolute Höhepunkt von Schnappatmung symbolisierten, bevor man wieder in ruhigere argumentative Fahrwasser hineintauchen konnte. Dabei habe ich es belassen und gedenke dies auch auf meine alten Tage nicht mehr zu verändern. Ich und mein inneres System können damit gut leben.

Warum ich mir darüber überhaupt noch einmal einen Kopp mache? Weil mich ein Mensch, denn ich eigentlich mag, aufgrund von zwei Post von mir, in denen ich diese beiden „Fäkalausrücke“ benutzte, entfreunden zu müssen glaubte um seine timeline sauber halten zu können. Nun, ich bewundere seine Konsequenz und dachte nochmals drüber nach. Mit obigen Ergebnis. Und damit ist es auch gut nun.  

13.11.16

„… besteht Trumps Erfolg somit nicht aus ökonomischen Versprechen an die Abgehängten. Er hat vielmehr das betrieben, was die Republikaner seit Jahrzehnten tun: die kulturkämpferische Überdeterminierung ökonomischer Konflikte. Am Ende sind es eben wieder die Immigranten, die Schwarzen, die Hispanics, Lesben oder Schwule, die für das Unglück der Arbeiterklasse verantwortlich sind. Trumps Erfolg besteht nicht in der Aussicht auf Aufstieg, sondern in seiner Autorisierung der Aggression, im kompensatorischen Hassen lassen. Er will den Konflikt des Konflikts wegen, weil die Abgehängten für ihn die nützlichen Idioten einer egomanischen One-Man-Show sind.“



Besser könnte ich es auch nicht formulieren. Ergänzend würde ich es jedoch nicht auf die „Republikaner“ einschränken und auch nicht auf eine „egomanische One-Man-show“. Es geht um Macht und Pfründe. Früher hätte man gesagt, es geht um Klassenkampf. Schöner Begriff in seiner ganzen Einfachheit. Wenn Not und Ungerechtigkeiten zu groß werden und die Ausbeutung und das VerreckenLassen fast ausgereizt sind und die Gefahr besteht, dass sich da Menschen, die nichts mehr zu verlieren hätten, über alle Vorurteile und Berührungsängsten hinweg zusammenschließen könnten und zahlenmäßig ja eindeutig in einer wirklichen Machtposition sind, dann gilt immer noch: Lass sie sich gegenseitig zerfleischen. Gib ihnen die falschen Feindbilder und hetz sie gegeneinander auf. Gib dem, der am Boden liegt einen, den er selbst noch tiefer in den Dreck drücken kann. Gib ihm eine klitzekleine Ahnung von Macht und einen vermeintlich Schuldigen, schon kannste die Solidarität durch den Kamin verpuffen sehen. Es geht doch gar nicht um die Person Trump, sondern um die Mechanismen und Muster, die sich dahinter finden. Doch wir fallen alle drauf rein. Auch und gerade seine Kritiker. Wir arbeiten uns an dieser Galionsfigur ab und übersehen das Wesentliche – weil es eben so schön einfach und entlastend ist, dass da einer noch dümmer, schäbiger, asozialer, gemeiner, und, und, und ist. Der Blick in den Spiegel wird dann für eine kleine Weile selbstgerechter und alle unterdrückten Emotionen finden endlich ein Ventil. Hach, wie tut das gut. Zwei Seiten der gleichen Medaille. Ein irrer perfekter Coup. Es funktioniert. Immer. 

26.10.16

Bundesregierung warnt vor Altersarmut besonders für Geringverdiener und rät zur Privatvorsorge. Also los, ihr Geringverdiener, schnappt euch die nächsten Aktienbündel, kauft Wohnungen, Häuser, Wertpapiere und all das Zeugs! Ansonsten seid ihr selber schuld, wenn es euch finanziell mies geht im Alter! *andenkoppklatsch

*Anmerkung
Die meinen das wirklich ernst. Was nehmen die für ein Zeugs so im Laufe des Tages?

**Anmerkung
Das ist übrigen genauso ein sinnfreies Geplapper wie die 5000 Euro Strafe für einen Hartz IV Empfänger wegen irgendwelcher Falschangaben: Wenn ich so viel Geld habe um diese Strafe bezahlen zu können, dann geh ich auch bestimmt aufs Amt und setz mich all diesen Erniedrigungen aus. Ist klar, oder? 

18.10.16

"Weil das Leben so ist, wie es ist. Ich schöpfe daraus Kraft, Mut, Hoffnung."

"Kleinen esoterischen Anfall, Frau Müller?"

"Nöh. Im Gegenteil. Je älter ich werde, umso mehr stelle ich fest, dass das Gerede von der schrecklich verkomplizierten Welt genau das ist: Gerede. Es soll ablenken von den Dingen, die wir alle eigentlich schon seit hundert und aberhundert Jahren wissen: Wir wissen doch, was gut und böse ist; wir wissen, was uns als Mensch gut tut; wir wissen, was wir brauchen um glücklich und zufrieden zu sein. Wir kommen alle mit diesem Wissen auf die Welt. Dann wird es uns abtrainiert oder wir verlieren es und uns in all den scheinbaren Widersprüchen und all dem Gerangel um mehr, mehr, mehr von allem. Im Tod erinnern wir uns vielleicht wieder daran: Das eine gibt es ohne das andere nicht."

"Nun, aber letztendlich sind es doch nur Banalitäten, die Sie da formulieren."

"Das Leben ist banal. Nur wir machen einen irren Bohei um all seine verwirrt verworrenen Ausdrucksformen und verlieren es dabei völlig aus dem Auge."


Ja, ich bin gegen jede Form von Gewalt. Einer meiner festverwurzelten Glaubenssätze. Und doch gab es Momente in meinem Leben, da musste ich zuerst zuschlagen, weil jede Zurückhaltung ganz konkret den Tod als reale Möglichkeit beinhaltet hätte. Mit diesem Widerspruch zu leben ist alles andere als einfach. Manchmal könnt ich glatt dran zerbrechen. Und doch, wenn ich mich in die Situationen zurück versetze, dann würde ich es immer wieder genauso tun. Fazit: Meine grundsätzliche Gewaltlosigkeit als innerer Wert ist also keine Garantie für mein mögliches zukünftiges Verhalten in konkreten Situationen. Das ist eine elendige Erkenntnis. Ich bin ein wandelnder Widerspruch. … … … Ich habe mich trotzdem lieb. Punkt.

17.10.16

Ich versuche es zu verstehen: Ja, es ist so schön kuschelig in deinen Kisten, Schächtelchen und Schubladen. Du weißt genau, wo alles liegt, wo es hin gehört, wo und wie du Neues schnell und unkompliziert einordnen kannst. Da verwirrt dich gar nix. Das macht dich wohlig und bietet dir Schutz und Sicherheit. Da draußen, da ist es so … anders. Da gibt es keine Garantie für gar nix. Da schwappen unbekannte Emotionen rum, kommen dir nahe, kriechen in dich rein, docken womöglich noch irgendwo an. Bringen Unordnung, Chaos, Bewegung oder gar Veränderung mit sich. Deine innere Landkarte wackelt bedenklich und die eingefahrenen Straßen verschieben sich gar. Bähhh! Das macht doch Angst und bringt beißende Unruhe ins Gleichmaß deiner scheinbar gezähmten Welt.

Aber, weißt du, einmal dran gerochen, nur einmal dran geleckt, nur einmal davon berührt worden sein, dann lässt es dich doch nicht mehr los. Es ist so ziehend. Es riecht so nach Abenteuer. Nach Wind und Sturm und hohen Wellen. Nach Risiko und Ungewissheit ... nach Lust und Lebensfreude?! ... Iggitt! Wie widerlich. ... ... ... widerlich. ... ... Nur widerlich? … Oder doch auch so verführerisch lebendig?! So ein klitzekleines bisschen?

Ach Mensch, lass dich doch endlich vom Leben in all seiner Vielfalt und seinen nicht griffigen Schattierungen verführen und schmeiß all deine Kistchen, Schachteln, Schubladen einfach auf den Müllhaufen und zeig der Angst und der Tristesse deinen wackelnden Stinkefinger! 


7.10.16

Oh, wir nähern uns der Weihnachtszeit, der Martin zieht bald um und der Nikolaus rennt über die Dächer. Hochsaison. Und schon taucht wieder dieser unsägliche Text „Wir lassen uns unsere Traditionen nicht wegnehmen indem man sie umbenennt!“ in diversen Timelines auf. Ich könnt grad kotzen drüber. Das ist wie ein Virus. Ein ganz erbärmlicher dazu. Hochansteckend und völlig sinnentleert, wie die Viren das eben so an sich haben.  
Das Idiotische daran ist nämlich, dass dies niemals von irgendjemand nichtchristlichem ernsthaft gefordert wurde, sondern in den Köpfen von irgendwelchen superdeutschbiszumAnschlagdeutschen Schreibtischhengsten und überpädagogisierenden Quadratköpfen ausgedacht wurde. (In anderen Zusammenhängen würde man dies einen realitätsfernen, vorauseilenden Gehorsam ohne Auftrag nennen.)
Also, meine muslimischen, buddhistischen, jüdischen, zarathrustischen, hinduistischen, schamanischen, klupalistischen und sonstigen Freunde unterschiedlichster Religionen und Weltanschauungen feiern super gerne Weihnachten, Ostern, Martinstag und sonstige Feste mit mir. Sie feiern nämlich einfach gerne und beschenken sich gerne und mögen alle solche Rituale und Feierlichkeiten mit viel Licht und Liebe und  SchnickschnackGedöns. Die lassen da nix aus. Nicht mal den Weihnachtmarkt oder Halloween. Und das ganze HausGartenFenstergeschmücke schon gar nicht. Das ist manchmal schon richtig peinlich.  

30.9.16

„Ich will keine Bilder von toten und verwundeten Kindern mehr sehen. Die Maßlosigkeit dieser Bilder überfordert mich.“

Ach?! Der Herr Augstein möchte keine Bilder mehr von getöteten, zerfetzten, zerbombten, elendig verreckten Kindern aus Syrien mehr sehen? Weil sie einem die eigene Hilf- und Machtlosigkeiten um die Ohren hauen würden. Oh, was für ein Argument aus einer zutiefst übersättigten und fett saturierten Position heraus. Er spricht gar von Missbrauch der Kinder durch die vermutete Instrumentalisierung der Kinderfotos durch die Medien. Und vom Missbrauch seiner eigenen Gefühle beim Anschauen dieser Bilder. Herr  Augstein, es gibt viele Texte und Beiträge von Ihnen, die ich gerne zitiere, aber hier kann ich Ihnen nicht folgen. Ich bekomm Schnappatmung beim Lesen dieses Textes. Ich halte es Ihrer unbestreitbar vorhandenen Überforderung oder einer Magenverstimmung zugute, weil ich wohlwollend bin, dass Sie so einen, man könnte fast schon sagen bösartigen, Unsinn verbreiten.

Ja, diese Bilder graben sich tief in die eigene Seele hinein und ja, die anscheinende eigene Machtlosigkeit drückt einem die Luft ab. Aber! und dieses Aber ist ein wohlbedachtes: Das Unsägliche verschwindet nicht, indem man es nicht ansieht. Und machtlos ist niemand. Bequem, faul, träge, verängstigt, schuldhaft verstrickt, erbärmlich, traurig, hilflos, hilflos wütend, erstarrt vor Schrecken… ja, so und noch ganz anderskann man sich fühlen. Aber, diese Gefühle sagen doch mehr über einen selbst, denn über die eigenen realen Handlungsmöglichkeiten aus. Sie zum Beispiel könnten Ihre mediale „Macht“ dazu nutzen den berechtigten Zorn, der sich aus tiefem Mitgefühl gebiert, an die richtigen Adressaten zu lenken. Sie könnten den Menschen Wege aus ihrer vermuteten Hilflosigkeit aufzeigen,  indem Sie endlich mal von Ihrem Thron des Kommentators in, auch sprachlich, abgehobenen Denkräumen herunterstiegen und Bilder kreierten, die den Menschen praktische Handreichungen und nicht nur Knoten im Gehirn anbieten würden.

Bilder, ja, Bilder schaffen Mitgefühl und Aufbegehren, wenn die Sprache nicht mehr herankommt, weil sie sich dem Unsagbaren versagt oder weil die sprachlich erreichbaren Gehirnzellen geschreddert oder verkümmert sind. Und, ich höre, anscheinend im Gegensatz zu Ihnen,  immer noch und immer wieder die verzweifelten Schreie von Menschen über viele Zeiten und kulturelle Grenzen hinweg: Seht Ihr uns nicht?! Könnt Ihr uns nicht sehen? Schaut uns endlich an, in unserem Sterben und in unserem Leid!

Solange wir als Menschen dem Menschen zumuten so zu verrecken, halte ich es für zumindest ebenso zumutbar, sich die Ergebnisse dieser Zumutungen zuzumuten.
Vielleicht kommt nach dem Kotzen endlich der Zorn.

*Anmerkung
„Missbrauch“ durch fotografische Darstellung des Unsäglichen? Sie, Herr Augstein wissen anscheinend nicht was „Missbrauch“ real bedeutet. Schauen Sie sich die Bilder an und noch viel mehr. Dann bekommen Sie vielleicht eine Ahnung über die wirklichen Dimensionen dieses Begriffes

25.9.16

„Du denkst halt anders als ich. Das macht ja nix.“

„Hey, wieso denk ich anders?“

„Was war für dich die erschütterndste Nachricht in der letzten Woche?“

„Was ne blöde Frage, die Scheidung von xy natürlich. Ich hab so geheult.“

„Siehste, das meinte ich.“

22.9.16

Die Kommentare unter manchem Artikel zu Flucht und Asyl sind so voll von einer anmaßend nichtwissenden Arroganz, dass einem schlecht wird.

"Nichtwissend"? Weil sich kein Mensch, der sich nicht in einer solchen Situation jemals befunden hat, überhaupt wissen und nachempfinden kann, was diese bedeutet. Warum glaubt eigentlich jemand, dass man nach Kriegserlebnissen, nach dem Verlust von Freunden, Familienmitgliedern und, und - also hoch traumatisiert - noch einigermaßen normal ticken könnte? Man erwartet von diesen Menschen ein Verhalten in unsäglichen Kontexten, dass kaum jemand nichttraumatisiert einigermaßen sozialverträglich auf die Reihe bekäme.

Genau an diesem Dilemma scheitert dieser ganze Diskurs und trieftet in die Schieflage ab: Die Ansprüche und Erwartungen an traumatisierte Menschen sind von diesen einfach nicht in der gewünschten Art und Weise zu erfüllen, denn diese Ansprüche basieren auf einer Vorstellungswelt, die von den realen Erfahrungen dieser Menschen meilenweit entfernt sind. 

18.9.16

„Frau Müller, die meisten Leute wollen nichts mehr hören von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Die haben das Thema satt!“

„Ach ja? Sie wollen auch nichts hören von Gewalt gegen Kinder und über Altersarmut. Wollen nix hören über das elendige Sterben in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Wollen nichts hören von der Diskriminierung von Behinderten und auch nichts über den Umgang mit den Ärmsten der Armen in unserem Land. Und von all dem Elend außerhalb unserer Grenzen wollen sie schon gar nichts wissen. Und. Und. Und. Sie wollen nichts hören und nichts sehen. Ist das ein Grund zu schweigen?“

„Nun ja. Sie haben halt ihre ganz eigenen Probleme.“

„Die habe ich doch gerade genannt. Sie sollten zuhören.“

4.9.16

"Haben die Täter auch ein Gesicht, Frau Müller?"

"Manche ja, Die Politiker, klar. Die Chefs führender Waffenkonzerne auch. Viele: Nein. Die illegalen Waffendealer. Die Zwischenhändler. Die Lobbyisten und all die Profiteure und Geschäftemacher des Krieges und seiner Folgen. Die namenlosen Handlanger hier wie dort und da. Die Massen von Menschen, die wegschauen, schweigen, nur mit sich selbst beschäftigt sind. Denen es am Arsch vorbei geht. ... Soldaten, ja die auch. Die Söldner, geheimen Einsatztruppen, bewaffnete Kämpfer auf allen Seiten ... ." 
"Damit am Ende niemand sagen kann, er hätte nichts gewusst."


Was kann ich, ich ganz persönlich tun?

Über bezeugen, darstellen, demonstrieren, Aufschreien, das eigene Leben reflektiert auf die Reihe bekommen, sammeln, spenden, Flüchtlinge aufnehmen und begleiten und ähnliche Selbstverständlichkeiten hinaus? Was kann ich tun? Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Diese Hilflosigkeit im Anblick des Entsetzlichen ist tödlich. Was kann ich tun?

3.9.16

"Nach der Relativierung der ArmenierResulution durch die Bundesregierung dürfen nun Abgeordnete die deutschen Soldaten in der Türkei besuchen."

"Ach, sterben die da gerade? Liegen im Hinterhalt? Werden beschossen? Eine Epidemie ist ausgebrochen? Oder warum muss man sich für deren Besuch so verkaufen? Ich hätte da bessere Deals im Kopf: Gefangene Schriftsteller und andere zu Unrecht Eingesperrte freilassen. Pressefreiheit garantieren. Kinderehen rigoros verbieten/verfolgen. Oder gar einfach ein bissl mehr Demokratie oder so was in diese Richtung!"

"Haha haha. Daran besteht ja nun überhaupt kein Interesse, Sie Dummerchen."

"Irgendwie fühle ich mich dauerverarscht."

1.9.16

"Dieses Weib ist derart deppert. Eigentlich müsste man die doch einfach weglachen können, die Frau Maus. Lachen Sie mal, Frau Müller!""

"Ja, müsste, könnte man. Aber ihre Anhänger sind ... ähm ... genauso eingeschränkt im Zugang zu ihren potentiellen geistigen Möglichkeiten, so dass die das gar nicht bemerken und kreischend um diese Ikone der mentalen Erschöpfung herumtanzen. Da müsste ich erst mit dem Rauchen aufhören und diszipliniertes Kardiotraining machen, damit ich genug Puste zum Auslachen hätte. Ganz ehrlich? Das ist sie und sind die mir nicht wert."

"Aber, aber Frau Müller, sowas von Ihnen? Sie sind doch ein Gutmensch!"

"Meine Güte, meine Güte hat auch ihre Grenzen."
"Die Unterstützung der Eliten für diese Schichten hatte aber eine Bedingung: Ländliche, weiße Republikaner müssen eine Wirtschaftspolitik akzeptieren, die Reichtum und Macht der Wall-Street-Manager sichert, nicht aber ihren sozialen Abstieg verhindert."

Sie wählen ihre Schlächter selbst und, das ist das Gruselige daran, sie kapieren es nicht. Vielleicht können sie es auch gar nicht können. Ich bin mir da noch nicht sicher. Ist bei uns, z.B. in Bezug auf die AfD auch nicht anders. Da kannste mit Fakten kommen und kommen, nutzt nix. Weil es eben nicht um Fakten geht, sondern um die Gestaltung einer Hyperrealität, deren Funktion eben innerpsychisch ist und nicht in Realitäten wurzelt.

Auswege? Man müsste eine andere, menschenfreundlichere Hyperwelt kreieren. Früher nannte man dies auch eine Utopie erschaffen, die derart verführerisch ist, dass es sich lohnen würde, dafür im Hier und Jetzt Energien frei zu setzen und über eigenes kleingeistiges, egoistisches Gehechel hinauszuwachsen. Hoffnung, die Idee, wie eine angestrebte Zukunft auszusehen hätte. Bietet zurzeit aber niemand. Weder die etablierten Parteien, noch die Linke, noch das rechte Pack. Alle murksen nur an dem bestehenden Mist rum. Wenden ihn mal in diese, mal in jene Richtung. Und kritisieren jammernd im luftleeren Raum. Wohin die Reise konkret gehen solle, sagt keiner. Weiß es keiner mehr? Oder hat jeder nur Angst um den Erhalt seiner eigenen mickrigen Pfründe? Den großen Zukunftsentwurf, konkret und umfassend, das wäre mal ein Ding.

Vielleicht sind wir, als Menschheit, auch einfach noch zu blöd dazu und unseren Festplatten fehlen noch die richtigen Kapazitäten und Programme um aus der wachsenden Komplexität von Welt ebensolche komplexen Alternativen zum Wohle aller zu erschaffen. Wenn dem so wäre, dann bestünde zumindest: Hoffnung.

28.8.16

Wenn ich mich dann wieder mal so umschaue, denke ich, dass es den Herrschenden doch sehr genehm kommt, dass die demokratisch, weltoffen und freiheitlich denkenden BürgerInnen im Land vollauf damit beschäftigt sind, der braunen Brut die Stirn zu bieten und sich laut von diesem Pack und seinen grenzdebilen Ideen abzugrenzen. Was ja an sich richtig  und notwendig ist. Dabei entsteht jedoch die Dilemma Situation, dass auch das rechte Pack in manchen Kritiken an den herrschenden Verhältnissen und Ungerechtigkeiten zumindest tendenziell Recht hat. Da diese Kritik jedoch immer im Sumpf des rassistischen Grundkonsenses eingebettet ist, werden die ernstzunehmenden Stimmen gegen schreiende gesellschaftliche Missstände immer leiser. Man will ja nicht mit dem rechten Pack in die gleiche Tüte dröhnen.
Ich halte das für falsch und wünsche mir, dass wieder mehr über gravierende Unzumutbarkeiten in unserem Gesellschaftssystem laut und öffentlich gesprochen, diskutiert und aktiv gestritten wird. Abgrenzung nach rechts ist dabei doch nicht schwer, zumal die intellektuellen Kapazitäten für sachliche Analyse und die Entwicklung alternativer Konzept doch recht ungleich verteilt sind. 
Hasskommentare und Shitstorms gegen Frauen, die erfolgreich in bisher männliche Domänen eindringen: Politikerinnen, Fußballkommentatorinnen, Moderatorinnen, Ghostbuster Frauenteam, etc., etc.,

"... und zwar allein deshalb, weil sie Frauen sind und in einem Gebiet erfolgreich, in dem die Männer bisher größtenteils unter sich waren."

Ist das so einfach? Zum Teil ja. Fremdenhass und Frauenhass, Xenophobie, Sexismus, Homophobie haben unterm Strich die gleichen Wurzeln. Und die Menschenfänger aus der rechten Ecke spielen eloquent mit diesen seelischen Bruchstellen zugunsten ihres eigenen Machtstrebens. Sie schüren die Glut aus Ängstlichkeiten und (Selbst)Hass. Brandgefährlich. Und manchmal nur schwer zu durchschauen.

*Anmerkung für die Hastigen: Nein, Frauen machen keine "bessere" Politik, oder sonst irgendwas besser als Männer, nur weil sie Frauen sind. Aber darum geht es den Hetzern auch nicht. Es ging und geht in Hasskritiken ja niemals um das konkrete Tun des Subjektes, sondern immer um ein bestimmtes, radikal reduziertes Veräußertes: Geschlecht, Herkunft, sexuelle Identität Alter, Religion. Verobjektiviertes Subjekt mit wenigen Merkmalen, an denen man seine unregulierten Affekte zur kurzfristige Entlastung des eigenen, ungelösten innerpsychischen Druckes. abarbeiten kann.

27.8.16

Mir träumte

Letzte Nacht, wohl der Hitze geschuldet, träumte mir, dass alle Kriege beendet wären und aller religiöse Fanatismus sich in Wohlgefallen aufgelöst hätte. Die Profiteure und Kriegstreiber zeigten sich zutiefst reumütig und stellten den zerstörten Ländern genügend Geld und Material zum Wiederaufbau zur Verfügung. Daraufhin zogen die geflohenen Menschen voller Freude und Tatkraft wieder nach Hause, um mit viel Anstrengung, aber auch hochmotiviert, ihre Heimat wieder aufzubauen.

So weit, so schön. Doch, es kühlte nicht ab, düstere Farben breiteten sich in meinem Traumgarten aus. Es fing an zu muffeln und zu stinken. Denn die braungesättigte  Brut in meinem Lande verzagte zwar kurz ob des plötzlichen Mangels an Menschen, die zum gemeinsamen Hassobjekt taugten. Schwieg verblüfft für einen Moment im empörten Staunen darüber, dass die Leute wirklich lieber nach Hause denn hier bleiben wollten und dass sie gar mit Gesang und voller Lachen die vorgebliche, nie wirklich gemütliche und auch nicht durchgängig genutzte, soziale Hängematte verließen. Doch sie, die Menschenfänger und ewig Gestrigen, das Gestern gar nicht verstehend, verschwanden nicht für immer in ihren Löchern, sondern kehrten nach kurzer Schnappatmung unverzagt daraus wieder hervor und suchten sich neue Opfer für ihre von Selbsthass zerfleischten Seelen. Es wurde kalt und kälter im Land und langsam vier Uhr. Ein Wind kam auf, die Luft wurde milder und meine Träume sanfter.

So entschlossen wir uns, Familie, Freunde, Gleichgesinnte, dieses Land des Hasses und der verrohten Engstirnigkeit endgültig zu verlassen und machten uns auf, unseren neuen Bekannten in ihre Heimatländer zu folgen. Das war wohl ein guter Entschluss. Die Farben wechselten in hellere Schattierungen. Es duftete nach Rosen und tausend verschiedenen Gewürzen. Wir wurden freundlich empfangen und bauten gemeinsam an unserer neuen Heimat.

Ich erwachte ein bissl trunken vor Glück. Hielt nicht lange an. Die Realität überrollte mich gnadenlos. Söder spie Dreck und das Pack fraß sich weiter geifernd dran satt.

Es wird immer heißer und stickiger. An Schlaf ist nicht zu denken.

26.8.16

"Die Türkei ist in Syrien einmarschiert."

"Oh, die bekämpfen jetzt endlich den IS!?"

"Ne, die treten die Kurden in den Boden."

"Ähm, wenn ich das alles richtig verstanden habe, dann waren es doch die Kurden, die gerade ganzen Gemeinden vom IS befreit haben. Die einzigen eigentlich, die überhaupt mal wirklich den IS bekämpft haben."

"Eben, darum geht es dem türkischen Despoten doch. Und den USA. Und den westlichen Verbündeten. Die können doch im vorgeblichen Kampf gegen den IS nicht jemanden gebrauchen, der das tatsächlich ernsthaft umsetzt."

"Die Kurden hatten und haben wirklich immer und immer wieder die Arschlochkarte."

"So ist es. Interessiert das jemand? Nöh. Dafür ist der ganze Konflikt in Syrien und mit IS viel zu vorteilhaft für alle sonstigen Beteiligten. Riesiger Spielplatz und Absatzmarkt für die Waffenindustrie, Übungsfeld für militärisch hyperventilierende  Idioten, Argumentationshilfe für eigene innenpolitische  Machtfestigungen und Angst- und Überwachungsszenarien. Und für den durchgeknallten Erdogan ne tolle Möglichkeit der völkerrechtlich unbeschadet durchgewunkene Kurdenvernichtung. Alles im grünen Bereich bei denen."

"Und die Menschen verrecken elendig."

"Ja."

19.8.16

„In Deutschland zeigt man eben Gesicht. Das gehört sich so!“

„Oh, verstehe, deshalb hast auch einen Avatar als Profilbild.“

7.8.16

Medienkompetenz bedeutet unter anderem auch:

-        Wenn eine Meldung, eine Nachricht, ein Kommentar nicht deiner politischen Haltung, deinen Erwartungen, deinen subjektiven Wahrheiten entspricht, handelt es sich dabei nicht automatisch um gesteuerte Lügen, Verschwörungen, Propaganda. Es könnte auch einfach nur eine andere Meinung sein.

-        Du weißt, dass es eine absolut objektive Berichterstattung nicht gibt und niemals geben wird. Also erwartest du ein solche auch nicht.

-        Du schaust dir deine Informationsquellen sehr genau und kritisch an, informierst dich über ein Ereignis aus ganz unterschiedlichen Quellen und bildest dir aus diesem Sammelsurium von widersprüchlichen Informationen, Fakten, Einstellungen und deiner eigenen Haltung, deinem bisheriges Wissen und deiner persönliche Erfahrung, etc. deine eigene, wiederum subjektive, Meinung.

Ich kann deswegen zum Beispiel mit dem Begriff "Lügenpresse" nichts anfangen. Weil dieser Begriff setzt ja voraus, es gäbe eine "Wahrheitspresse", die es aber in meiner Vorstellung gar nie nicht geben kann. Also ist die Benutzung dieses Begriffes entweder reine Kampfrhetorik oder ein romantisierender Schluckauf.
Ich mag übrigens deshalb mittlerweile reine Informationsseiten/Blogs im Internet viel lieber, weil die, im Gegensatz zu den etablierten Medien, die zum Teil nur noch Einheitsbrei produzieren, die eigene Weltanschauung des Publizierenden nicht verleugnen oder kaschieren. Das macht mir das Einordnen von Inhalten viel einfacher.
„Die Wahrheit“ gibt es in meiner Welt eh nicht. Was es für mich gibt, ist "Wahrhaftigkeit" -> aufgrund aller in diesem Augenblick bekannten Fakten und Erkenntnisse, unter Abwägung der bekannten historischen und kulturellen Umstände und unter Berücksichtigung der eigenen Wahrnehmungsfilter etwas sagen, behaupten, in den Raum stellen. Früher sagte man "nach bestem Wissen und Gewissen" kann etwas in genau diesem Moment wahrhaftig sein ... und im nächsten schon nicht mehr.

6.8.16

Und dann gibt es da das kleine Mädchen, den kleinen Jungen, die mit staunendem Augen und offenem Herzen Olympia gucken und in denen ein Traum wächst, der sie trainieren, trainieren, trainieren lässt. So viel Verzicht, so viel Schmerzen, so viel Engagement über Jahre und Jahre.

Wenn die Freunde ins Kino gehen, Party machen, in Urlaub fahren, hängst du im Trainingslager, kurierst Verletzungen aus, nimmst an Meisterschaften teil. Wenn die anderen nach der Schule in den Park ziehen, wenn sie am Freitag sich verabreden für eine lange Nacht, wenn sie sich mit den ersten Beziehungsfragen herum quälen und vor Verliebtheit durch die Welt schweben, sitzt du über Trainingsplänen, Schulaufgaben, in Sponsorengesprächen, schlägst dich mit den Vorschriften der Dopingkontrolle rum und haderst mit hundertstel Sekunden, die dir noch fehlen.

So viele Versuchungen, denen es zu  widerstehen gilt. So viele Motivationstiefs, durch die sie sich durchkämpfen. So viele Enttäuschungen und so viele Erfolge. So viel dreckige Realität im Sumpf des Leistungssports. Und so viele wunderschöne Momente mit den Menschen, die an ihrer Seite da all die Jahre mit hindurch gehen.

So viel Kraft. So viel Energie. Für was?  Für diesen kindlichen Traum, den sie einfach nicht aufgeben wollen. Olympia. Einmal im Leben daran teilnehmen. Alles geben sie dafür. Alles. 

Und dann schau ich mir diese Arschlöcher von Funktionären an, Sehe die Korruption, den Sumpf, die Gier, die Machtgeilheit. Sehe in die kalten Gesichter der Pharmavertreter, die mit ihren giftigen Äpfeln durch die Trainerstuben wandeln. Sehe, wie Olympia immer mehr und mehr zu einem Schlachtfeld der Werbeträger wird und die Spiele des Sports und der Völkerverständigung verkommen zu einer Gelddruckmaschine für einige wenige Akteure, für die, die Sportler nicht mehr sind als manipulierbare, gesichtslose Mehrwertmasse. Von den unmenschlichen Gegebenheiten rund um den Olympiazirkus in den jeweiligen Austragungsländern gar nicht zu reden.

Zwei Welten, die ich nicht zusammen bekomme. Zwei Welten die einfach nicht kompatibel miteinander sind.
Wohin die Reise geht? Wer könnte es wie ändern? Mein Traum: Die, die so viel Energie, Kraft, Motivation und Disziplin haben, verweigern sich einmal, nur ein einziges Mal geschlossen diesem ganzen falschen Schauspiel. Was für ein Bild, stellt es euch nur vor. Weltweite Übertragung der Eröffnungsfeier, Einzug der nationalen Mannschaften, die Reporter überschlagen sich vor verlogenem Enthusiasmus und dann, dann marschieren die Mannschaften, eine nach der anderen wieder aus dem Station hinaus, packen ihre Sachen und gehen nach Hause. Alle. 


3.8.16

"Wir werden sie so hart bestrafen, dass sie flehen werden: ,Lasst uns sterben, damit wir erlöst werden!' Wir werden sie zwingen, uns anzuflehen. Wir werden sie in so tiefe Löcher werfen, dass sie kein Sonnenlicht mehr sehen, solange sie atmen. ,Tötet uns', werden sie uns anflehen. Selbst wenn wir sie hinrichteten, fände mein Herz keinen Frieden. Sie werden in zwei Quadratmeter großen Löchern sterben wie Kanalratten." Nihat Zeybekçi, Wirtschaftsminister der Türkei

„Kann man mit jemanden, der derartige Folterfantasien in der Öffentlichkeit zum Besten gibt, noch ein sachliches Gespräch führen?“

„Man könnte ihm eine Therapie anraten.“

„Sinnlos. Es müsste ja ein Leidensdruck vorhanden sein, damit dies etwas bringen würde. Und ich denke nicht, dass der Herr einen solchen hat. Ganz im Gegenteil.“ 
„Ach, du willst dich neu erfinden? Auswandern? Die Bettdecke, die du dir übern Kopf ziehst, neu beziehen? Einen neuen Partner suchen? Den Arbeitsplatz wechseln? Dich selbstständig machen? Nochmal ganz von vorne anfangen? Und, und, und? Das Blöde ist:  Wohin du auch gehst, du nimmst dich immer mit. Also komm erstmal mit dir klar, bring mal die Beziehung mit dir selbst auf den neusten Stand, schau dir deine Anteile an deiner jetzigen Unzufriedenheit an und dann überleg dir in Ruhe, wohin deine Reise warum gehen soll.“


*Anmerkung. Was mich an so vielen Angeboten des Durchstartens, des Tschaka Gedöns stört, ist, dass sie alle so tun, als sei da kein verwachsenes, widersprüchliches, oft verletztes Ich, als seien da keine Muster, keine eingefahren Wege, keine gestapelten Widerstände, keine blinde Flecken in der Selbstwahrnehmung. Sie verkaufen etwas, was so einfach so nicht funktionieren kann, weil die ganz und gar einzigartige Persönlichkeit und deren reale Lebensumstände überhaupt nicht in den Fokus geraten. Da wird einfach drüber hinweg ein „Du kannst, wenn du nur willst“ geschmettert, ohne das geklärt würde, wer denn dieses Du ist und was es denn wirklich will und braucht und sucht. Es ist als würde man das Pferd von hinten aufzäumen.

31.7.16

Dein DagegenSein erscheint mir unglaubwürdig, solange ich nicht verstehe, wofür du eigentlich bist. Für ein paar Hinweise wäre ich dankbar.

29.7.16

„Merkel ist dies und das und jenes. Merkel muss weg!“
„Genau. Und du übernimmst das Amt und machst alles anders.“
„Ähm“
„Oder wer sonst?“

Was es zu verstehen gilt: Es ist unterm Strich - bis auf ganz seltene, wirklich selten seltene Menschen – doch keine Personenfrage.

Woher kommt dann dieses Personen Bashing?

Es hat unter anderem etwas mit mangelnder Transparenz zu tun. Bei meinen kurzen Ausflügen in die aktive (Kommunal)Politik habe ich dieselbe immer ganz schnell schreiend wieder verlassen, weil mich dieses "das darf der und die nicht wissen" bzw. "der darf das, die darf jenes, der darf nur dieses Teilstückchen erfahren" in den Wahnsinn getrieben hat. Und man durfte und sollte nicht darüber reden. Dabei wäre es doch so einfach, wenn ich als Politikerin meine Verstrickungen auch öffentlich benennen dürfte, so alá "Ja, ich finde dieses Gesetz auch aus diesen und jenen Gründen beschissen, aber ich stimme dafür, weil ich dann von der Lobby Zugeständnisse für das andere, auch wichtige Gesetz bekomme." Oder: "Ich bin der Meinung, dass ...., aber zur Zeit sind die Machtverhältnisse und Abhängigkeiten halt so und so und deswegen kann ich nur so entscheiden, in der Hoffnung dafür beim nächsten Mal weniger Gegenwind für dies und das und jenes zu bekommen."

Es geht um Deals und um Kontenausgleich der Gefälligkeiten, jedes Mal wieder. Ohne Ausnahme bei allen! Und um Abhängigkeiten. Und ja, es würde alles viel klarer und einfacher machen, wenn endlich mal viele, viele Leute im politischen Geschäft damit anfingen Klartext zu reden und nicht erst in ihren Biografien die Katze ein bissl aus dem Sack gucken ließen.

Die Menschen spüren doch intuitiv, dass es neben den öffentlichkeitswirksamen Blubber Aussagen noch etwas anderes geben muss, etwas Tiefgehenderes, Hintergründigeres, das ihnen vorenthalten wird. Sie fühlen sich deshalb mit der Zeit verarscht und angelogen.

Ich wünsche mir, dass über die verschiedenen Ebenen und Verwicklungen bei einer politischen Entscheidungsfindung auch im Politikunterricht intensiv gesprochen würde, damit u.a. endlich das Märchen vom Tisch käme, dass ein Kanzler oder ein Minister alleine und unabhängig auch nur irgendwas so locker vom Hocker weg entscheiden könne.

Bleibt die Frage: Warum sollten Politiker offen und ehrlich kommunizieren? Was sollte ihr Antrieb sein, wenn der Schwur, ausschließlich zum Wohle des Volkes zu handeln allein nicht ausreicht?

Banale Antwort: Gleiches Geld für viel weniger Energieaufwand. Oder anders ausgedrückt: Diese ganze gelebte Schizophrenie hat auch für das Individuum ihren Preis. Der Energiehaushalt bricht zusammen und die landen dann irgendwann bei mir auf der Couch oder gleich auf der Intensivstation. All dieses Gehabe und Gemauschel zerrt den Menschen auf. Aus rein egoistischen, auf sich selbst bezogenen Gründen sollten sie es lassen. Meistens jedoch kapieren sie es zu spät, denn sie sind verblendet und beratungsresistent bis zum Anschlag.
The Last Stand of the Angry White Man: „… nachdem wir acht Jahre mitansehen mussten, wie uns ein Schwarzer rumkommandierte, sollen wir untätig danebenstehen und uns weitere acht Jahre von einer Frau rumschubsen lassen? Und danach vielleicht noch acht Jahre ein Schwuler im Weißen Haus. Danach die Transgender-Leute! Wo soll das noch hinführen? Wahrscheinlich wird man bis dahin den Tieren Menschenrechte zuerkannt haben, und ein beschissener Hamster regiert dann das Land. Das muss aufhören! Jetzt!“ Michael Moore, 2016 

25.7.16

Fraktionschefin Sahra Wagenknecht meinte heute öffentlich kundtun zu müssen, dass ein Anschlag wie der von Ansbach zeige, "dass die Aufnahme und Integration einer großen Zahl von Flüchtlingen und Zuwanderern mit erheblichen Problemen verbunden und schwieriger ist, als Merkels leichtfertiges ‚Wir schaffen das‘ uns im letzten Herbst einreden wollte“.

Ich halte Frau Wagenknecht für eine ausgesprochen kluge Frau. Sie weiß genau, was sie wann warum sagt. Und sie weiß auch was bei wem wie ankommt. Unter solchen Voraussetzung sind die Sätze von ihr unter den aktuellen Bedingungen zu diesem Zeitpunkt schlichtweg Brandstiftung. Und wenn ich mir die Reaktionen im Netz und in den Foren ansehe, dann zeigt sich, dass die Zündelei funktioniert. Was soll das also? Stimmenfang? Das mag ich nicht. Das hat doch alles nicht erst mit den Flüchtlingen im letzten Jahr angefangen. Das geht Jahre / Jahrzehnte zurück. Und ich denke, sie weiß das alles, besser als ich. Und sie weiß auch, dass der "Terrorismus" nicht erst jetzt angefangen hat, sondern den hatten wir schon vorher. Und sie weiß um die Verlogenheit der ganzen Integrationsprogramme und den ganzen Fördermist im Bildungssektor. Und sie weiß um die systemischen Rahmenbedingungen und die Ursachen für all den Scheiß. Das ist das, was ich ihr vorwerfe, dass sie es weiß und trotzdem so eine Aussage genau jetzt in die Welt setzt. Boah, das Weib macht mich gerade richtig wütend.
„PC Spiele sind schuld!“

„Genau. Der Erdogan treibt sich auch nächtelang auf LanPartys rum und zockt noch zwischendrin heimlich auf dem Klo.“

24.7.16

Ich nenne dich Arschloch, wenn du dich wie eines verhältst. Deine Herkunft, Religion oder sonstwas sind mir dabei egal. Das! nenn ich Akzeptanz!  

Ja, ich hätte auch ein anderes Schimpfwort benutzen können, Schlappekicker, oder implodierter Kugelfisch ... aber, ich habe jetzt jahrzehntelang daran gearbeitet auch mal, mit viel Überwindung immer noch, so einen richtig widerlichen, ungerechten, ekligen Begriff zumindest schreibend zu benutzen. ... Meine ehemalige Therapeutin wäre stolz auf mich. 

23.7.16

Hass und Dummheit - Verzweiflung und Hass ... ... und mittendrin die geifernde Journaille.

Unsäglich.

Wörtersuche.

Was könnte ich schreiben nach so einer Nacht? Was ist da in mir, was ich noch sagen könnte? Nichts anderes als zu all dem Schrecken vorher: Mitgefühl, Traurigkeit, Zorn, gemischt mit dem Gefühl der Hilflosigkeit und der zeitweisen Entmutigung.

In der Nacht erinnerte ich mich an die endlosen Diskussionen in den Schulen über die Gefährlichkeit von Computerspielen. Dass sie die jungen Menschen gewalttätiger machen und Hemmschwellen herabsetzen würden. Nun, ich dachte schon damals, und denke es auch noch heute, dass die Realitäten, mit denen wir junge Menschen tagtäglich konfrontieren, doch viel gefährlicher seien. Was macht es mit einem jungen Menschen, wenn er im Netz und in den Medien quasi per Liveschaltung das Gemetzel an Kindern und das elendige Morden und Sterben rund um den Erdball mitansehen kann. Was macht es mit ihm, wenn er all das Elend und Leid und all die Ungerechtigkeiten tagtäglich hautnah serviert bekommt? Er quasi dabei zusehen kann, wie wider besseren Wissens die Umwelt für kurzfristige Gewinnspannen zerstört und Menschenträume eiskalt vernichtet werden? Was macht es mit ihm, wenn er all die sich steigernden Hasstiraden mitliest? Und dann daneben die verlogene, sich wohlanständig gebende Saturiertheit der MitbürgerInnen und das für ihn nicht mehr durchschaubare Gehampel und Gebaren der Politikerkaste erlebt. Was macht all dies und mehr mit einem jungen Menschen? Macht es etwas mit ihm?

Ja, es macht etwas mit ihm oder ihr. Denn es macht ja auch etwas mit mir. Im Unterschied zu vielen jungen Leuten verfüge ich jedoch mit meinen sechzig Jahren über genügend Lebenserfahrung, innere Muster und Handwerkzeuge, über gewachsene und integrierte Wertvorstellungen, eine mäßigende Gelassenheit und genügend innere Stabilität  um damit einigermaßen angemessen umgehen zu können. Ich kann, wenn auch manchmal mit einiger Anstrengung, meine Emotionen regulieren, Fakten von Propaganda unterscheiden, mich distanzieren und abgrenzen… und, und, und. Sie können dies alles doch noch gar nicht können.

Als ich Ende der neunziger Jahren an Schulen und in Schulprojekten in sozialen Brennpunkten mit Jugendlichen arbeitete, machte ich mich bei Trägern und Mitarbeitern schon unbeliebt, wenn ich aus den Einzelgesprächen oder aus den Familien zurück kam und die Frage in den Raum warf: "Warum brennen eigentlich unsere Städte noch nicht?" Der Widerspruch zwischen der Lebensrealität dieser jungen Menschen und den schönredenden, jedoch irrealen Ansprüchen der damaligen Förderprogramme schrie quasi nach Irrsinn und Wahn.

Ach, alles nur Worte, Worte, Worte.

Das ändert ja nun doch alles nichts an der Tragik und dem Schrecken solcher Taten wie in Würzburg oder München oder in… und in… und in… . Und so sitz ich da und weine und suche in mir dieses Fünkchen Hoffnung.  Verdammt, ich weiß, dass es da ist, da sein muss. Ich bin doch alt genug um zu wissen, dass es immer da ist, niemals erlischt. Ich suche.

20.7.16

„Es gibt nur wenige Gründe, die mich zum Verlassen meiner Heimat bewegen könnten. Erdogan schreibt mir gerade die noch fehlende Liste dazu.“

*Anmerkung an all diejenigen, die meinen, mir den Kopf voll schwafeln zu müssen von wegen wir hätten hier in Deutschland eine Diktatur: Ich war in Griechenland zur Zeit der Diktatur; ich habe im Iran gelebt, als die Pasdaran noch ausschließlich die Straßen beherrschten; ich war in der Türkei, als die Kurdenverfolgung einen ihrer Höhepunkte hatte; ich war in Portugal und Spanien und ich habe damals die Überlebenden aus Chile kennengelernt … und, und, und. Erzählt mir also nix über Diktatur. Ihr habt nicht mal einen Hauch von Ahnung, was das wirklich bedeutet. Ihr könnt es euch in euren schlimmsten Albträumen nicht mal im Ansatz vorstellen.
Ja, es läuft eine Menge schief und quer in diesem, meinem Land, eine ganze Menge, aber! von einer Diktatur sind wir meilenmeilenweit entfernt. Und weil das so ist, kommt mir doch der schräge Gedanke, dass ihr, die ihr so widerwärtig und sinnentleert schreit und hetzt, euch ganz tief innerlich sehnt nach einem verklärten Etwas, das, würde es denn hier um euch drum herum existieren, euch von jetzt auf gleich den Boden unter den Füßen und jedwede Existenzgrundlage entziehen würde. Ihr wäret die ersten, die in einer Diktatur elendig verrecken würden. Oder, oder ihr würdet zu besinnungslosen Handreichern und Speichelleckern der diktatorischen Gewalt und des Staatsterrorismus werden. Aber auch das würde ja bedeuten, dass ihr innerlich schon längst tot wäret.
Also, lasst es einfach sein mit eurem Gehetze und eurem irrealen Gejammer. Und wenn ihr, aus welchen pathologischen Gründen auch immer, damit nicht aufhören könnt, seid wenigstens ein klein wenig dankbar dafür, dass ihr in einem Land lebt, in dem ihr euren Hass und Wahn ohne gravierende Folgen für Leib und Seele laut hinaus rotzen dürft. Mein Land hält dies, wenn auch völlig abgenervt, aus und ich letztendlich auch. Weil wir eben nicht in einer Diktatur leben.
Bei all der Traurigkeit über und dem tiefen Mitgefühl für die Menschen, die durch diesen Gewaltausbruch so sinnlos, so schrecklich sinnlos, schwer verletzt wurden, landen meine Gedanken beim Lesen der Artikel und Kommentare zu Würzburg doch immer wieder irgendwie bei dem jungen Mann, den ich vor vielen Jahren in einem Projekt kurz kennenlernen durfte und der sich selbst umgebracht hat. Und meine Traurigkeit wird ganz uferlos. Und mein Mitgefühl umfasst sie alle. Ja, da ist nichts in mir, dass sich diesem Gefühl in den Weg stellen könnte. Ja, ich weine auch um den jungen Mann, der keinen anderen Ausweg sah um die schreckliche innere Not zu handhaben als andere, ihm völlig fremde Menschen, mit in seinen Abgrund zu reißen. Ich weine um all diese jungen Menschen, fast noch Kinder, die so völlig wurzellos und außer sich sind, dass sie keine Hoffnung, keine Zukunft, kein Licht am Ende des elendigen Tunnels für sich, in sich, mehr zu finden meinen.
Und ich wüte gegen die, die jetzt ihren zügellosen Hass über sie ausschütten, die sie, kaltschnäuzig in ihrer arroganten, anmaßenden  Herrenmenschenmentalität, für ihre Zwecke instrumentalisieren, ohne einen Augenblick inne zu halten und sich zu fragen: Was muss der Mensch dem Menschen angetan haben, dass jemand zu solch einer Tat fähig sein kann? Und ich zorne ebenso gegen das zutiefst jedwede Menschlichkeit schreddernde Daesh Gesindel, das aus der Not von jugendlichen Tätern und dem unsäglichen Leid der Opfer noch seinen propagandistischen Gewinn meint ziehen zu müssen. Ich verachte euch zutiefst.

Ja, ich denke heute an Younes.

Meine Traurigkeit ist uferlos.


18.7.16

„Säuberungsaktion“

„Du meinst den Frühjahrsputz, samstägliche Autoreinigung, Fēng Shuǐ?“

„Nein, ich mein Willkür, Blut, Kerker, Folter, Mord.“

17.7.16

Ein Mitarbeiter des Senders CNN Türk, der vorübergehend von den Putschisten besetzt wurde, berichtet, bei den Soldaten habe es sich überwiegend um junge Männer gehandelt. "Sie zitterten. Sie sagten, sie befolgten lediglich Befehle."

Das war für mich eine der wichtigsten Aussagen bisher. Denn das, genau das demaskiert euch, ihrer Herren Generäle und Offiziere und Truppenchefs jedweder Couleur in jedwedem Land auf dieser Erde. Euch gehen Menschenleben am Arsch vorbei und für das von euch ersponnene Ziel, ganz egal welches es auch sei, geht ihr feist grinsend über Leichen. Das war vor tausenden von Jahren schon so und ist heute nicht anders. Und ihr schenkt euch da nix, egal für wen und was ihr meint kämpfen lassen zu müssen. Es sind immer die Unbedarften, die Jungen, die ihr einwickelt mit eurem verlogenen Gesülze von Ehre, Vaterland, Kameradschaft und absolutem Gehorsam. Ihr schickt sie ohne mit der Wimper zu zucken in den Tod und lasst sie elendig auf der Straße, im Feld, in den Lagern verrecken. Für was? Für euer beschissenes Ego, für eure verquerte Sicht auf Welt und Leben, für eure egoistischen Interessen, für euren Ruhm und euren Profit. Ich könnte kotzen. Und nein, in der Türkei wurde keine Demokratie gerettet, denn die liegt in den namenlosen Gräbern hinter den Folterkammern, in den zerbombten kurdischen Dörfern und den überfüllten Gefängnissen schon seit Jahren begraben. Und ja, ich bin froh, dass dieser, von wem und warum auch immer angezettelte Putschversuch nichts gebracht hat. Denn die hohen, selbstherrlichen Herren auf beiden Seiten dieser scheinbaren Auseinandersetzung gleichen sich wie ein Ei dem anderen in ihrer absoluten Menschenverachtung. Pfui Deibel.
(Un)Logik

„Soldaten putschen, Richter fliegen sofort aus ihren Ämtern. Das nenn ich mal eine Logik!“

„Kann ich toppen: Nichtreligiöser Psychopath macht ein Attentat. Die Religion, genau diese, ist schuld!“

„Besser: Amokläufer wurde im Land geboren und sozialisiert. Zur Prävention schließen wir jetzt unsere Grenzen!“

„Auch nicht schlecht: Hier fand ein Anschlag statt, darum ziehen wir jetzt alle Einsatzkräfte exakt hier zusammen. Könnte sich ja wiederholen. Genau an diesem Ort.“

„Die Maus ist schuld. Sie hat sich vertippt, weil sie immer mit der Maus die Tastatur bedient.“

„Das war jetzt aber lasch.“

„Na gut, wie wäre es damit: Sie sind Sozialschmarotzer, weil sie uns unsere Arbeitsplätze wegnehmen?“

„Mein Favorit ist und bleibt: Krieg schafft Frieden!“

„Stimmt, das lässt sich nicht toppen.“

Fällt euch noch mehr ein? 

15.7.16

Hilflos. Ich verstehe den Sinn hinter all diesen Anschlägen nicht. Die Auswahl der Anschlagsopfer ist beliebig. Weder auf Flughäfen, in Metros, auf belebten Straßen auf Festen oder Sportereignissen kann sich die Tötung/Verletzung von Menschen auf eine bestimmte Zugehörigkeit, sei es Status, politische Einstellung, Religion, Herkunft, Geschlecht, Alter einschränken lassen. Diese Beliebigkeit in der Opferwahl lässt in meiner Vorstellungswelt keinen Raum für irgendeine, wie auch immer geartete, und sei es eine noch so abstruse, „Message“.

Es könnte dann noch der Ort sein. Aber auch das verstehe ich nicht. „Die Straße“, der öffentliche Raum ist doch keine Metapher für ein Feindbild an sich. Da gäbe es doch ganz andere Ziele. Das jeweilige Land? Geht es nur darum, dass es in einem bestimmten Land stattfindet? Innerhalb bestimmter Landesgrenzen? Das wäre, unter Berücksichtigung der beliebigen Opferwahl, doch völlig absurd. Was für eine Aussage würde das denn transportieren?

Ja, was soll mit all den Anschlägen allereigentlich der Welt mitgeteilt werden?

Uns gehen Menschenleben am Arsch vorbei? Wir töten und zerfetzen beliebig Menschen wo und wann wir wollen, weil wir es können? Wir brauchen nicht mal einen Grund dafür, wir brauchen keine Rechtfertigung, wir brauchen keinen ideologischen Überbau, wir verdienen daran nix und wir erobern damit auch kein Land, keine Güter, keine Waren, keinen Markt, kein nix. Wir brauchen keine Begründung. Wir tun es einfach, weil es uns so gefällt?

Wer ist eigentlich dieses „wir“?

Ich verstehe es nicht. Ich erkenne keinen Sinn darin, so gar keinen. Ich verstehe es nicht.

Es macht mich so traurig, verzweifelt und zornig.

Hilflos.