23.6.17

Gerade eben.

Älterer Herr, vielleicht ein wenig jünger als ich, drängelt sich mit vollem Körpereinsatz direkt vor mir in die Apotheke und beschwert sich dann an der Kasse in einem, dem etwas hilflos wirkenden Apotheker aufgedrückten Gespräch lauthals darüber, dass Deutschland auch nicht mehr das sei, was es früher mal war. Keine Moral, keinen Respekt mehr weit und breit. Besonders die jüngeren Leute. Und überhaupt. Bleiben nicht mal stehen, wenn die Polizei sie anhalten will. Abknallen müsste man die gleich, oder zusammenschlagen, damit sie wieder Anstand lernen würden. Und Blablablubb…

Mittlerweile warteten bestimmt fünf Leute in der Schlange und der Mensch ereiferte sich weiter und weiter. Es wurde langsam eng im Raum und in meinem pochenden Hals.

Ich tippte ihm also von hinten auf die Schulter. Mit leiser Stimme und einer damenhaft zierlichen Tonlage, quasi mein Handtäschchen etwas unbeholfen mit beiden Händen vor der Brust haltend: „Wissen Sie was junger Mann, Sie haben ja soooo recht. Früher, ja früher, da haben so gestandene Kerle wie Sie Rücksicht genommen auf ältere Damen wie mich. Haben ihnen galant die Tür aufgehalten, sich nicht vorgedrängelt und nicht ewig lang vor sich hin geplaudert, während die Dame doch stehend warten musste. Das waren noch richtige Gentlemen. Nicht so aufgeblasene Schwadronierer wie Sie einer sind.“ 

Kurze Stille, in der der Apotheker sichtbar versuchte nicht loszulachen, der angesprochene Herr sich erkennbar bemühte meinen Worten einen Sinn zu entnehmen und eine junge Frau ganz hinten ihr immer lauter werdendes Gegiggel einfach nicht in den Griff bekam. Dann, als würde der Himmel aufreißen und die Luft sich reinigen, Lachen und Gekicher bei allen. Außer bei dem Herrn mit der derben Geisteshaltung. Er nahm sein Zeug und verließ fluchtartig das Geschäft. Er tat mir dann doch ein bissl leid, aber nur ein klitzeklein winziges bisschen.  

20.6.17

Warum?

Weil dein Schmerz, auch mein Schmerz ist. Weil dein Leid, auch mein Leid ist. Weil mein und dein Glück und meine und deine Zufriedenheit unverbrüchlich mit einander verbunden sind. Auch dann, wenn ich es manchmal nicht sehen und wahrnehmen will oder kann.  

Darum.


14.6.17

2016 waren offiziell 12.000 Kindern von direkter sexueller! Gewalt betroffen. Das wären ca. 32 Kinder am Tag. Wie hoch die Dunkelziffer ist, wissen wir nicht.

32.

Jeden Tag.

In Deutschland.

Durch Familienmitglieder oder Personen aus dem nahen sozialen Umfeld.

Ich kotz im Strahl.


13.6.17

Nach Amerikanern und Briten zählen Deutsche zur größten Gruppe internationaler Missbrauchs-Migranten. 

„Eine Empörungswelle rast durchs Land. Jeden Tag Berichte, Demos, Talkshows. Die deutschen Bürgerinnen und Bürger wollen diesen Missbrauch nicht mehr schweigend hinnehmen. Immerhin geht es um die Verteidigung unserer Werte!“

"Ähm, Frau Müller, trinken Sie erst mal einen Kaffee, werden Sie wach und kommen Sie in der Realität an. Sowas bewegt doch bei uns keinen Arsch vom Sofa hoch. Vollgefressen und satt rülpst mann höchstens bierselig ein Witzchen drüber und, ja auch das, fragt sich eher neidisch, wie der Kollege sich das bloß jedes Jahr zweimal leisten kann."


7.6.17

Unreflektiertes Gedankengeschwubbel am frühen Morgen -> Das Problem, das ich mit vielen Politikern/Abgeordneten habe, ist, dass die als Einzelpersonen bisher überhaupt nicht auf meinem AufmerksamkeitsBildschirm waren. Ich habe nicht bemerkt, dass sie/er da ist, ich würde nicht bemerken, dass sie/er weg ist. Das ist doch widerlich, immerhin vertreten sie mich. Volksvertreter. Genau. Die sollen in meinem Namen sprechen und Entscheidungen treffen, die mich betreffen. Doch die verstehen mich ja nicht mal, wenn ich nur smaltalke mit ihnen. Die haben mit meinem Leben, mit meinem Lebensumfeld oft gar nichts zu tun, können sich nicht mal rein denken. Ich würde den meisten ja nicht mal Pauli ohne weiteres anvertrauen. Wir haben wohl komische Kriterien dafür, von wem wir uns vertreten lassen. Hast du überhaupt Kriterien? Habe ich welche? *denkdenkdenk ... Sachkompetenz, als wesentliche Grundlage für ein politisches Amt; ein klar und ehrlich kommuniziertes Weltbild und einen verbindlichen Wertekanon; Integrität; persönliches Glück und Zufriedenheit nicht an die Amtsinhabe gebunden; reflektierte und kommunizierte Grenzen (das geht mit mir, dass nicht) in Verbindung mit angekündigter und dann auch eingehaltener Konsequenz; lachende Offenheit im Tun und Sagen… Damit könnte ich leben. Doch geht so jemand überhaupt in die Politik? Wähle ich Personen oder wähle ich Parteien? In der Kommunalwahl fällt mir die Wahl leichter, da wähle ich Personen, die ich ja oft auch persönlich kenne. In den anderen Wahlen? Eher politische Richtungen entsprechend der Wahlprogramme. Und habe dann Volksvertreter, die ich eigentlich gar nicht kenne. Irgendwie bin ich damit gerade richtig unzufrieden.