20.5.18


„Frau Müller, wie viel Mut gehört dazu, Inhalte zum Kinderschutz zu posten oder zu retweeten? Keine polemische, sondern ernste Frage! Wie tabuisiert ist dieses Thema noch? Gibt es eine Scheu, sich damit zu exponieren?“

„Mut? Ich denke nicht, dass es hier um Mut geht. Verdrängung. Das Thema drängt ja jeden Einzelnen, der/die sich damit beschäftigt dazu, sich mit der eigenen Biografie, inneren Haltungen, den eigenen Narben, mit dem Menschenbild, dem eigenen Bild von Kindern, dem Eltern sein und ja, auch mit der eigenen Sexualität auseinanderzusetzen. Man drängt es weg, weil es einem auf zu vielen Ebenen zu nahe kommt. Wenn man sich auf das Thema einlässt, dann kann man nicht mehr zurück und viele wohlige Glaubenssätze, innere Bilder und die eigene Psyche stützende Annahmen, etc. krachen zusammen. Und dann wird man irgendwann vor der ganz konkreten Frage stehen, wie man sich jetzt verhält. Ganz schön unbequem alles. Als Bereicherung empfinden dies die wenigsten. Wenn man sich mit der Not von Kindern beschäftigt und sich drauf einlässt, wohin das einem führt, dann ist das so, als würde man den Stöpsel aus einem riesigen Staudamm ziehen. Sprengkraft hoch zehn. Darum kommt es der Gesellschaft insgesamt nicht ungelegen, dass so viele lieber schweigen, wegsehen, tabuisieren.

Was hilft? Schritt für Schritt. Laut, kreativ, ansteckend. Wieder und wieder.“

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